Über Weihnachten und Neujahr 1972/73 verbrachte ich einige Tage in der ägyptischen Millionenmetropole Kairo. Unter anderem stand der Besuch der Pyramiden Cheops, Chephren und Mykerinos in Gizeh auf meiner Bucket List.
Die drei Pyramiden stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit zwischen 2'550 und 2'490 vor Christus. Sie sind heute somit rund 4'500 Jahre alt und können von Astronauten von der ISS aus beobachtet werden. Die Cheops-Pyramide ist die älteste und grösste der drei Pyramiden von Gizeh und wird deshalb auch als «Grosse Pyramide» bezeichnet. Sie ist auch die höchste Pyramide (ursprünglich 146,59 m) der Welt und wurde als Grabmal für den ägyptischen König (Pharao) Cheops (altägyptisch Chufu) errichtet, der während der 4. Dynastie im Alten Reich regierte (etwa 2’620 bis 2’580 v. Chr.) Zusammen mit den benachbarten Pyramiden der Pharaonen Chephren und Mykerinos ist sie das einzige der «Sieben Weltwunder der Antike», das sich bis heute erhalten hat. Als Bauplatz wählte Cheops nicht die königliche Nekropole von Dahschur wie sein Vorgänger Snofru, sondern das Gizeh-Plateau. Einmal auf ihrer Spitze stehen und den Blick über die grandiose Landschaft schweifen zu lassen, dieser Wunsch spornte vor allem im 19. Jahrhundert Ägypten-Touristen dazu an, die grossen Steinquader zu erklimmen.
Schon damals war es verboten, die Cheops-Pyramide zu besteigen. Dennoch heuerte ich zwei Führer an, welche mich bei der verbotenen Besteigung begleiteten, denn ich wusste von einem meiner Brüder, dass sich arabische Männer, welche auch den Mundartbegriff «Chochichäschtli» kannten, anstellen lassen und einen auf die Cheops-Pyramide begleiten. Mit zwei Führern stieg ich über die rund einen Meter hohen Steinquader auf die heute 138,75 Meter hohe Cheops-Pyramide. Den Weg allein hätten ich nie gefunden und hätte mich leicht verirren können. Aber warum war es damals überhaupt noch möglich, die Grosse Pyramide zu besteigen? Die Männer führten mich natürlich nicht gratis auf die Pyramide und wieder hinunter. Im ausgehandelten Bakschisch (Trinkgeld, umgangssprachlich Schmiergeld, für eine Dienstleitung oder Gefälligkeit) war die Busse für die illegale Besteigung inbegriffen, die die Führer der Polizei abliefern musste, die uns nach der Besteigung in Empfang nahmen. Es ist heute schlicht und einfach unmöglich, auf die Cheops-Pyramide zu steigen, weil es strikte verboten ist und grosse Bussen oder eine Haftstrafe nach sich ziehen würde. Umso stolzer bin ich, dass ich in meinem Leben die «Grosse Pyramide» bestiegen habe.