Zum Jubiläum: «Brass meets Fabienne Louves»

Die Musikgesellschaft feierte ihr 175-Jahre-Jubiläum mit musikalischen Highlights. Fabienne Louves, bekannt aus «MusicStar», wagte mit der Band ihren ersten Ausflug in die Blasmusik und brachte die volle Steinacherhalle zum Beben – das Publikum war begeistert.

Peter Helfenstein

Der Jugendmusik Hergiswil-Menznau gelang es, mit ihrem Spiel unter der Stabführung ihres musikalischen Leiters Remo Freiburghaus, in einen relaxten Jubiläumskonzertabend einzustimmen. Die Stimme der Band, Michael Fölmli aus Menzberg, löste mit seinen witzigen Ansagen Begeisterung im Publikum aus. Da wächst wohl ein neues Talent als Moderator heran.

Emotionen pur
Mit «The Home of Legends», komponiert von Paul Lovatt-Cooper, zog die Musikgesellschaft Hergiswil (MGH) das Publikum gleich zu Beginn in ihren Bann. Am Dirigentenpult stand, wie bereits bei der Jugendmusik, Remo Freiburghaus. Die Musik beginnt mit einem Cornett aus dem Off. Dann setzt die Band leise ein und das Stück steigert sich im Stil einer majestätischen musikalischen Prozession allmählich bis zum Schlussakkord, der den fantastischen Klang der Band in vollem Fluss zeigt.

Von links: Ricarda Winhart und Julia Kunz spielen auf dem Kornett.

«RotWiss» ist Patriotismus, «RotWiss» sind Emotionen» – kurz, eine Hommage an die Schweiz. Mit diesen und einigen Eckdaten zur Sängerin leitete Moderator Stephan Schärli zum Auftritt von Fabienne Louves über. Der Star wurde vom Publikum mit einem Applaus auf der Bühne willkommen geheissen. Der Moderator hatte nicht übertrieben. Das emotionale Lied, das Fabienne Louves selber getextet und komponiert hat, liess niemanden unberührt.
Die «Sinfonietta Epica» aus der Feder von Bertrand Moren ist eine von epischen Filmen und Literatur inspirierte Komposition, die eine symphonische Struktur mit drei Sätzen aufweist. Der erste Satz folgt einer klassischen Sonatenform, der zweite ist langsam und ausdrucksvoll, während der dritte heiter und triumphierend endet. Das nächste Stück, «Shallow», war eine wunderschöne Ballade aus dem Film «A Star Is Born» – «Ein Stern ist geboren ». Während das Lied im Film von Bradley Cooper und Lady Gaga gesungen wird, wurde in diesem Fall Bradley Coopers Stimme vom Edelmusiker Florian Kunz auf dem Euphonium instrumentalisiert und Lady Gagas Part von Fabienne Louves gesungen.

Der Stargast Fabienne Louves setzte der 175-Jahre-Feier der MGH die Krone auf.

Premieren zuhauf
Nach dieser Ballade begrüsste der Präsident der Musikgesellschaft, Marcel Mehr, die Anwesenden. Er wies darauf hin, dass sich der Stargast Fabienne Louves zum ersten Mal in die Welt der Brass-Band-Musik gewagt hätte. Auch der musikalische Leiter der MGH, Remo Freiburghaus, hatte am Samstagabend eine Premiere. Zum ersten Mal habe er die Jugendmusik Hergiswil-Menznau dirigiert. Und am 13. Juni komme es an der Veteranenehrung des Luzerner Kantonal-Musikfests in Sursee zu einer weiteren Premiere: Elvira Wiprächtiger wird als erste Veteranin der MGH für 30 Jahre aktives Musizieren geehrt. Begleitet wird sie von Roger Theiler, der ebenfalls zum Kantonalen Veteranen gekürt wird. Der Flügelhorn-Spieler Gregor Kunz wird an der kommenden Generalversammlung für seine 25 Jahre aktives Musizieren in der MGH zu deren Ehrenmitglied ernannt. «Mit dir haben wir einen begnadeten Musikanten und Visionär, einen ‹Reisser› und vor allem einen guten Kameraden gewonnen», sagte der Präsident. Im Anschluss an die Ansprache des Präsidenten spielte die MGH den wunderbaren Marsch «Rickenbach 62-21» von Corsin Tuor, Ehrendirigent der Brass Band Rickenbach. Der Name «Rickenbach 62-21» ist ein Zahlenspiel mit der Postleitzahl (6221) von Rickenbach LU und der Jahreszahl der Durchführung von #fäschttäg (2021).

Mitreissende Rhythmen und funkige Beats
In der Pause entledigten sich die Musizierenden ihres Vestons und dies nicht ohne Grund. Die Protagonisten kamen dadurch weniger ins Schwitzen, denn Musizieren ist kein Spaziergang. So war die MGH auch beim Titel «Brassed Up Funk!», einem mitreissenden Stück des Komponisten David Gray, gefordert. Es zeichnet sich durch seinen funkigen Stil aus und die Lichttechniker Matthias Wermelinger, Philipp Wiprächtiger und dessen Neffe Luca setzten taktartige Lichteffekte in Szene.
«Proud Mary» – «Stolze Maria» ist eine Nummer, die durch Tina Turner berühmt wurde. Anstelle von Turner sang hier Fabienne Louves. Nach einigen Takten rief sie ins Publikum: «Send ehr parat zom Metmache?» Das Publikum liess sich das nicht zweimal sagen und beteiligte sich mit frenetischem Klatschen. Nicht weniger lautstark bemerkbar machten sich die Perkussionisten.

Emotionale Klänge und kraftvolle Botschaften
Der Ballade «Carrickfergus» liegt ein irisches Volkslied zugrunde. Der Text ist melancholisch und erzählt von Liebe, Verlust und dem Wunsch, in die Heimat zurückzukehren. Die Melodie ist typisch für irische Balladen – sanft, getragen und emotional. Als Solist musizierte Florian Kunz auf dem Euphonium, einem sanften Instrument, das die Trauer in diesem Lied zum Ausdruck bringt. Klasse gespielt, Florian! Ein nicht enden wollender Applaus war der Lohn an den Solisten und die Band, die ihn eindrucksvoll begleitete.

In der Steinacherhalle wurde es mäuschenstill, als Florian Kunz als Solist auf dem Euphonium spielte.

Bilder Peter Helfenstein

Mit dem Mundartlied «Ned met mer», getextet und komponiert von Fabienne Louves, begeisterte die fabulöse Sängerin das gut gelaunte Publikum. Der Song ist kraftvoll, selbstbewusst und sagt uns allen auch: «Das will ich nicht oder das will ich.» Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Brass und Fabienne Louves bestens ergänzten und das Publikum daran seine Freude hatte. Und genau das bringt es auf den Punkt: Musik soll Freude bereiten.
Zum Abschluss des unfassbar schönen Jubiläumskonzerts spielte die MGH «Bella Ciao» – ein ursprünglich italienisches Volkslied. Es wurde als Partisanenlied vor allem während des Zweiten Weltkriegs bekannt. Als Symbol für den Widerstand gegen Faschismus und Unterdrückung wird es weltweit als Freiheitslied geschätzt. Ursprünglich soll es auf einem Arbeiterlied basieren, das von unterdrückten Reisfeldarbeiterinnen in Italien gesungen wurde.

Uraufführung von «Gruss aus Hergiswil»
Der Star des Abends, Fabienne Louves, und die MGH bedankten sich mit einer Zugabe. Sie sang das Lied «Simply the Best», welches zunächst von Bonnie Tyler veröffentlicht wurde - richtig bekannt wurde es jedoch in der nur ein Jahr jüngeren Version von Tina Turner, die heute noch jede und jeder im Ohr hat.
Die allerletzte Zugabe war der Marsch «Gruss aus Hergiswil» aus der Feder von Mario Bürki. Dieser Marsch wurde extra zum 175-jährigen Bestehen der MGH geschrieben und von den Veteranen und Aktiv-Ehrenmitgliedern gespendet.

Zur Fotogalerie: http://peterhelfenstein.ch/fotogalerien/2025/01_Musikgesellschaft_Hergiswil/index.html