An Mariä Empfängnis wurde die renovierte Kapelle im Hübeli feierlich gesegnet. Die Freude über die gelungene Renovation war riesig.
Peter Helfenstein
Mit ihrer kupfernen Turmverkleidung macht die renovierte Friedenskapelle schon von Weitem prominent auf sich aufmerksam. Die Initiative zur Erneuerung kam 2022 vom Kirchenrat. Es war ein steiniger Weg, bis schliesslich von Mai bis November 2024 zahlreiche Handwerker der Kapelle zu neuem Glanz verhalfen.
Feierliche Einsegnung
Am Sonntag war die Kapelle bis auf den letzten Stuhl und hereingetragenen Sitzbänken besetzt. Der leitende Priester des Pastoralraums Region Willisau, Kulandaisamy Fernando, zelebrierte die Eucharistiefeier. Vorher aber segnete und besprengte er den Altar, Ambo und die Kapelle sowie die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher mit Weihwasser. Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst vom Kirchenchor St. Johannes unter der Leitung von Irène Hofstetter. An der Orgel spielte Trudy Heini.

Priester Kulandaisamy Fernando besprengt die renovierte Muttergotteskapelle mit Weihwasser.
«Mit Maria sind wir Kinder des Orients»
Andreas Wissmiller, Leiter des Pastoralraums Region Willisau, erinnerte in seiner Festpredigt daran, dass der christliche Glaube tief in der Bildsprache des Orients verwurzelt ist. «Mit Maria sind wir Kinder des Orients», sagte er und betonte, dass Symbole wie der Tau oder der Schatten im Orient für Gottes lebensspendende und schützende Gegenwart stehen.
Ein zweiter Blick zurück führe in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als im Hübeli die Kapelle der Friedenskönigin Maria errichtet wurde – ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens. Wissmiller verwies auf die zeitlose Sehnsucht der Menschen nach Frieden, sowohl im globalen Kontext als auch im persönlichen Leben.
Mit Blick auf die Zukunft betonte er die Rolle von Kirchen und Kapellen als spirituelle Orte, die Raum für Stille, Gemeinschaft und Begegnung bieten. Besonders hob er hervor, wie wichtig solche Räume für die Suche nach innerem Frieden und die Ausrichtung der Seele auf das Göttliche seien. Die bevorstehende Krippenausstellung in der neu gestalteten Kapelle sei ein Zeichen dafür, dass Christus’ Botschaft von Frieden und Hoffnung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lebendig bleibt.

Blick in die wunderschöne Muttergotteskapelle.
Bilder Peter Helfenstein
Besondere Leistungen von Beteiligten
Urs Kiener, Co-Präsident des Sammelkomitees, sprach seinen herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender aus, deren Grosszügigkeit die Renovation der Muttergotteskapelle ermöglicht hat. Besonders hob er die herausragenden Leistungen dreier Beteiligter hervor: Toni Albisser, der vor 73 Jahren als Mitglied der Jungmannschaft das Fundament der Hübelikapelle legte; Jules Bucher, der in der Kapelle geheiratet hatte und als Schreinermeister den neuen Altar und den Ambo fertigte sowie Walter Hodel, der die Wasserfassung anlegte und am Eingang der Kapelle einen Brunnen errichtete, der vom Überlauf des Reservoirs gespeist wird.
Präsidiale Worte von Albin Greber
Kirchenratspräsident Albin Greber blickte auf den 24. Oktober 1951 zurück. An diesem Tag wurde die Kapelle der Friedenskönigin Maria geweiht. Nach über 73 Jahren sei es notwendig geworden, sie einer umfassenden Renovation zu unterziehen. Für die Seelsorger und die Bevölkerung sei von Anfang an klar gewesen, dass die Kapelle und ihr einzigartiger Stil erhalten werden müssen. Aber es sei auch klar gewesen, dass sie für die Zukunft fit gemacht werden müsse.
Die Kapelle wird künftig vielseitig genutzt, etwa für Gottesdienste, Hochzeiten und Konzerte. Bereits gestern fand die erste Hochzeit statt und eine Ausstellung von Weihnachtskrippen wird in den kommenden Wochen zahlreiche Besucher anziehen. Zum Abschluss seiner Rede wünschte Albin Greber: «Möge Maria uns allen Frieden schenken: uns persönlich, unseren Familien, unserer Pfarrei, der Schweiz, Europa und der ganzen Welt. Die Fürsprache Mariens ist heute wieder nötiger denn je.»
«Ein besonderer Platz in meinem Leben»
Architekt Romeo Kunz dankte den Beteiligten für das Vertrauen und die Zusammenarbeit bei der Sanierung des sakralen Ortes. Der Prozess, der 2022 begann, sei von «Gwunder, Respekt und Freude» geprägt gewesen. Besonders hob er die Herausforderungen hervor, die Kapelle behutsam an moderne Anforderungen wie Barrierefreiheit anzupassen und dennoch ihren Charakter zu bewahren. «Dass die Realisierung aus meiner Sicht so gut gelang, verdanke ich und wir aber meinem Freund und kongenialen Bauprojektleiter Andrea Blättler, der auch im stürmischsten Moment die Ruhe selbst bleibt», hob Romeo Kunz hervor. «Die Marienkapelle ist nun fit für die Zukunft und lädt ein, neue Geschichten in einem festlich schönen Rahmen zu schreiben», so Kunz. «Die Gemeinde Hergiswil und seine Menschen, die Marienkapelle Hübeli - sie alle nehmen fortan natürlich einen besonderen Platz in meinem Leben ein», sagte der Stadtluzerner Romeo Kunz abschliessend.
16’722 Kilo Ziegel verlegt
Förmlich an den Lippen von Rainer Kurmann hingen die Gottesdienstbesucher bei dessen hochinteressanten Ausführungen. Der Dachdecker und Spenglermeister in vierter Generation berichtete, auch im Namen der übrigen Handwerker, über die umfassende Renovierung und die Herausforderungen seines Handwerks. Eine besondere Entdeckung war eine Schatulle in der Kugel unter dem Kreuz auf der Turmspitze mit Dokumenten und Münzen von 1951, die Einblicke in die Arbeit der damaligen Handwerker boten.
Die logistischen Herausforderungen, darunter der Transport von 16’722 Kilogramm Ziegeln (4’755 Ziegel), wurden mit einem Kran und der Unterstützung der Mehr Landtechnik AG gemeistert. Auch die kreative Innenraumgestaltung beeindruckt: Alte Sitzbänke wurden als Rückwand und im Eingangsbereich integriert und 164 grosse sowie 208 kleine mundgeblasene Antik-Farbgläser in den Fenstern sorgen für ein warmes Licht. Hergestellt wurden die Gläser in der Glashütte Lamberts im deutschen Waldsassen und vom Kunstglaser Hans Wallimann aus Alpnach zugeschnitten und eingesetzt. Kurmann zeigte sich stolz auf das Ergebnis zahlreicher Handwerker und hob die unfallfreie Bauzeit als besonders erfreulich hervor.
Nach den eindrücklichen Reden lud Urs Kiener alle Anwesenden zu einem «Spatz» aus der Küche der Metzgerei Wiprächtiger ein. Die Gottesdienstbesucher wurden gebeten, für zehn Minuten den Raum vorübergehend zu verlassen. Und zum ersten Mal verwandelten flinke Hände in Windeseile die multifunktionelle Kapelle in einen Begegnungsraum.