Ärztin mit Feuer und Flamme

Seit 1. Mai 2024 hat die Praxis Gruppe Schweiz die Räumlichkeiten des Ärztezentrums Napf in der Chrüzmatte 3 gemietet und betreibt die Hausarztpraxis als Praxis Gruppe Hergiswil. Das Hergiswiler Läbe führte mit der neuen Ärztin Barbara Martini am 8. Mai ein Gespräch. Eine Woche später hatte sie ihre ersten Sprechstunden.

Peter Helfenstein

Barbara Martini (links), Ärztin FMH, und Andrea Sprankel, CEO und Mitglied des Verwaltungsrats der Praxis Gruppe Schweiz.

Bild Peter Helfenstein

Frau Martini, wo sind Sie aufgewachsen?
Ich bin in Deutschland aufgewachsen, genauer gesagt in einer kleinen Gemeinde im Saarland.

Haben Sie Geschwister?
Ich habe zwei Schwestern. Mein Vater war auch Arzt in diesem Ort. Ich selber habe drei erwachsene Kinder, zwei Söhne und eine Tochter.

Ging mit Ihrer Berufswahl ein Kindheitstraum in Erfüllung?
Ich habe mich lange gegen den Beruf Ärztin gewehrt, da mein Vater als Internist tätig war und ich nicht das gleiche machen wollte wie er. Ich entschied mich zunächst für ein Jura-Studium, fand es jedoch nach drei Jahren zu trocken. Nach einem Praktikum im Krankenhaus, auf Anraten meines Vaters, entdeckte ich meine Leidenschaft für die Medizin. Ich war Feuer und Flamme und absolvierte mein Medizinstudium zunächst in Ulm und später in Saarbrücken.

Wie ging’s nach dem Studium weiter?
Ich begann meine Karriere in der Radiologie, fand es jedoch zu trocken. Danach arbeitete ich während sechs Jahren im Bereich Diabetologie und Gastroenterologie in einer grossen Klinik für Innere Medizin in Saarlouis im Bundesland Saarland. Doch ich suchte mehr direkten Kontakt mit Menschen und entschied mich, Hausärztin zu werden. Neben meiner Arbeit absolvierte ich Ausbildungen in Chirurgie und anderen Bereichen. Mit meinem Mann eröffnete ich in Gaggenau (Baden-Württemberg) eine Hausarztpraxis, doch nach zehn Jahren endete unsere Ehe und ich zog mit zwei Kinder zurück ins Saarland.

Ihr neuer Arbeitgeber ist die Praxis Gruppe Schweiz.
Wie kam es dazu?
Zuletzt arbeitete ich in einem grossen medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Deutschland. Dort hatten wir vier Praxen und waren ständig im Stress. Am Ende hatten wir nur fünf Minuten Zeit pro Patienten, was für mich nicht mehr vertretbar war. Ich wollte mich wieder richtig um die Patienten kümmern, angemessene Diagnosen stellen und mehr Zeit für sie haben. Daher nahm ich Kontakt zu Oliver Birnstiel aus Teufenthal AG auf, der für die Praxis Gruppe Schweiz arbeitet. Er hat mir vorgeschlagen, die Praxis Gruppe Schweiz anzugucken.

Warum haben Sie sich für die Praxis Hergiswil entschieden?
Ich habe mir die Praxis Gruppe Willisau an drei Tagen angesehen und die Räumlichkeiten in Hergiswil inspiziert. Andrea Sprankel, CEO und Mitglied des Verwaltungsrats der Praxisgruppe Schweiz, überliess mir die Entscheidung: Willisau oder Hergiswil. Ich wählte bewusst Hergiswil, da mir der Ort sofort gefiel und ich das Gefühl hatte, dass ich hier besser hinpasse. Es war eine bewusste Entscheidung für die ländliche Gegend.

Im Wort Hausarzt steckt das Wort Haus.
Machen Sie auch Hausbesuche?
Mir ist die ganzheitliche Betreuung durch einen Hausarzt wichtig, der wenn möglich die gesamte Familie kennt und auch Hausbesuche durchführt, um den Lebensstil der Patienten besser zu verstehen. Im Gegensatz zu Kollegen, die nur auf Work-Life-Balance achten und keine Hausbesuche machen, habe ich immer Wert auf Hausbesuche gelegt. Gerade ältere Menschen, die nicht mobil sind, benötigen diese Hausbesuche, was ich auch gewährleisten möchte.

Ist die ärztliche Versorgung im St. Johann durch Sie möglich?
Selbstverständlich. Ich habe diesbezüglich sehr viele Erfahrungen, weil ich in der Vergangenheit Personen in einem Altersheim betreut habe. Ich werde auf jeden Fall hingehen und mich vorstellen. Wer möchte, kann zu mir wechseln.

Kannten Sie die Schweiz bereits vorher ein bisschen?
Die Schweiz ist für mich ein besonderer Ort, da mein älterer Sohn an der Universität Zürich Informatik studiert und gerade promoviert und meine Schwester zwar in Lörrach wohnt, aber in Basel arbeitet. Meine Tochter, die Pharmazie studiert, absolvierte kürzlich bei der Firma Roche in Basel ihren praktischen Teil. Aus diesen Gründen fahre ich oft in die Schweiz und fühle mich hier stets wohl. Der jüngere Sohn studiert in Saarbrücken Medizin.

Dürfen Patienten bei Ihnen in Mundart sprechen?
Ja. Ich verstehe Schweizerdeutsch und wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich nach. Ich guck’ jetzt immer auch das Schweizer Fernsehen, aber ich versteh’s schon.

Welches sind Ihre Hobbys?
Ich hatte in den letzten Monaten relativ wenig Freizeitaktivitäten wegen der Arbeit und dem Umzug. Aber wandern oder Fahrrad fahren ist schon das, was ich ganz gerne tue.

Wo wohnen Sie?
Ich wohne in der Bleiki in Willisau.

Frauen fragt man nicht nach dem Alter. Trotzdem frage ich Sie danach und Sie können einfach «Weiter» sagen.
60. Ich hab’ damit kein Problem.

Möchten Sie noch etwas hinzufügen?
Ich freue mich auf eine gute Zeit hier in Hergiswil.

Frau Martini, vielen Dank für dieses Gespräch.