Am diesjährigen Konzert erfüllte die Musikgesellschaft Hergiswil unter dem Motto «MG Hergiswil wünscht sich…» musikalische Wünsche ihrer Mitglieder. So entsteht ein bunter Mix von urchig bis hin zu moderner Schweizer Popmusik. Das bezirzte Publikum war hin und weg. Durch das Programm führten Stephan Schärli und seine Puppe Fritz.
Peter Helfenstein
Traditionell stimmte die Jugendmusik Hergiswil, musikalisch geleitet von André Gygli, in den Konzertabend am Samstagabend, 13. Januar, in der schön dekorierten Steinacherhalle ein. Sie begeisterte mit «I Want You Back», «Firenze» und «Counting Stars». Nach einer von Moderator Stephan Schärli initiierten Standing Ovation spielte die Band als Zugabe «Crazy Train».
Musik bringt die Herzen zum Schmelzen
Mit dem pompösen und wuchtigen «A Salute From Lucerne», komponiert von Christoph Walter, zog die Musikgesellschaft Hergiswil (MGH) das Publikum gleich zu Beginn in ihren Bann. Es folgte der Ohrwurm «Heiterefahne». Das Hammerwerk, welches vor allem durch Trauffer bekannt wurde, erzeugt auch als Blasmusik eine Hühnerhaut. Die grandiose Interpretation mit weichen und astreinen Tönen ist herzzerreissend schön. Das Lied ist quasi die heimliche Nationalhymne der Schweiz.
«Lord Tullamore» ist ein mitreissendes Stück des niederländischen Komponisten Carl Wittrock. Er lässt die Zuhörenden in der dreiteiligen abwechslungsreichen Komposition an seinem persönlichen Blick auf irische Folkmusik teilhaben. «Lord Tullamore» enthält sowohl technisch anspruchsvolle und strahlende Passagen als auch gefühlvolle und ruhige Momente. Tullamore ist ein kleines Dorf in der Republik Irland, dem Land, das stets an wunderschöne Landschaften, irische Folkmusik und gut gereiften Whiskey denken lässt. Die Musizierenden präsentierten eine herausragende Interpretation, die eine beeindruckende Atemkontrolle erforderte, war sie doch mit über sieben Minuten Dauer das längste Stück des Konzerts.
Mit dem Walzer «Muotathaler Hochzeit» ging es von Irland direkt ins Herz der Schweiz zurück. Bei dieser Komposition konnte sich das Publikum entspannt zurücklehnen und in Gedanken im Dreivierteltakt ein Tänzchen machen.
Dirigent Remo Freiburghaus freut sich zusammen mit «seinen» Musikanten.
Bild Peter Helfenstein
Wohlgesetzte präsidiale Worte
Nach diesem Walzer begrüsste der Präsident der Musikgesellschaft Hergiswil, Marcel Mehr, die Anwesenden und insbesondere auch die zahlreichen Vereinsdelegationen. Mit grosser Freude konnte er mit Florin Künzli, Joel Kurmann und Samuel Zettel junge Musikanten vorstellen, welche zum ersten Mal an einem Jahreskonzert auftraten. Ein besonderes Highlight sei der Luzerner Kantonal-Musiktag 2023 in Ruswil gewesen. Mit sagenhaften 88 Punkten durfte die MGH in der Parademusik 3. Klasse Brass Band den 1. Rang von 15 teilnehmenden Vereinen feiern.
Anlässlich des Musiktages in Wolhusen darf der begnadete Kornettist und Flügelhornspieler Gregor Kunz an der Veteranenehrung am 10. Mai 2024 auf seinen Titel als Eidgenössischer Veteran für 35 Jahre aktives Musizieren anstossen. Marcel Mehr dankte rundum, allen voran dem musikalischen Leiter Remo Freiburghaus und dem Moderator Stephan Schärli. Zu den Dankesworten ans Publikum spielte die MGH «Wir sagen danke schön», ein Überraschungsstück, welches nicht im Programm steht. Mit dem Medley «Boney M.» von Alain Fernie verabschiedete sich die Band in die Pause. Das Medley beinhaltet themenmässig unterschiedliche Melodien wie «The Rivers Of Babylon» und «Mary’s Boy Child».
Glanzvolles Spiel der Euphoniumspieler Florian Kunz (links) und Manuel Jenni.
Bild Peter Helfenstein
Ohne Kittel, dafür im weissen Hemd
Als sich der Vorhang nach der Pause wieder öffnete, bot sich dem Publikum ein völlig anderes Bühnenbild. Die MGH stellte sich während der Pause um, sodass «Horizons» fast von allen im Stehen gespielt wurde. Die Solistin oder den Solisten gab es in diesem Jahr nicht. Vielmehr stand ab und zu eine Person auf, um eine Solostelle hervorzuheben. Im Stück «Horizons» spielten Manuel Jenni und Florian Kunz auf ihrem Euphonium sowie Elvira Wiprächtiger auf ihrem Kornett als Solisten. Die ersten Takte von «Scharlachrot», komponiert von Büne Huber (Patent Ochsner) und arrangiert von Heinz Maeder, spielte der Edelmusiker Gregor Kunz mit seinem kupferfarbenen Flügelhorn. «Calling Cornwall» von Goff Richards war das nächste Stück. Hier fungierten wiederum Florian Kunz und Elvira Wiprächtiger als Solisten. Cornwall ist eine Gegend von atemberaubender Schönheit, mit ruhigen Dörfern und Bewohnern, die stolz auf ihr keltisches Erbe sind. Mit seinem Werk versucht der Komponist den für ihn typischen Charakter und Geist dieser Landschaft zu beschreiben. Ein begeisterndes Stück von der ersten bis zur letzten Note - genauso begeisternd gespielt von der MGH.
Mit viel Leidenschaft interpretierte die Band das von Christopher Tin (arr. Frank Bernaerts) komponierte Stück «Baba Yetu», die Titelmelodie für das Computerspiel «Sid Meier’s Civilization IV». Der suahelische Liedtext bedeutet übersetzt «Vater unser». Die sensationelle Hymne «Schwingerlüüt im Schwizerland» von Christoph Walter geht unter die Haut und weckt Erinnerungen an das Eidgenössische Schwing- und Älperfest 2019 in Zug. Das musikalische Multitalent Erich Unternährer und der Direktor Remo Freiburghaus zauberten mit ihren Alphörnern ein greifbares ESAF-Ambiente in die Steinacherhalle. Der tosende Applaus der Zuhörerschaft war der verdiente Lohn an das Korps und die Alphornspieler.
Die Musikantinnen und Musikanten waren in einem wahren Spielrausch und spielte gerne die vom Publikum stürmisch geforderten Zugaben. So verabschiedete sich die MGH vom dankbaren Publikum zum einen mit «Üs ghört d’Nacht», ein Lied von Kunz, arrangiert von Roger Müller, und zum anderen mit dem rassigen Marsch «Feurig Blut!» von Hans Heusser.
Fritz avancierte zum Publikumsliebling
Der im ganzen Universum einzigartige Stephan Schärli führte erstmals in Begleitung seiner frechen Puppe Fritz durchs Programm. Es sah aus, als hätte Stephan Schärli das Bauchreden erlernt. In Wirklichkeit verwendete er jedoch für die Stimme der Puppe einen anderen Sprachklang, was nicht minder anstrengend sein muss und vom Publikum aus Distanz wohl fast nicht bemerkt wurde. Die humorvollen und träfen Dialoge brachten das Publikum immer wieder zum Lachen. Nicht so bei einem Kleinkind unweit der Bühne. Es fürchtete sich vor Fritz und begann zu weinen, was bei der Zuhörerschaft mit einem Lächeln honoriert wurde.
Moderator Stephan Schärli und Fritz brachten das Publikum zum Lachen.
Bild Peter Helfenstein
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