Erstklassiger Jodelgesang und fliegende Hexe

Am Samstagabend, 19. November 2022, bescherten der Jodlerklub Enzian, die Enzianjutzerli, zwei Kleinformationen und die Enzianmusik dem Publikum einen herzerquickenden Abend. Die Theatergruppe glänzte mit einem turbulenten Lustspiel mit einem überraschenden Ende.

Peter Helfenstein

In der rappelvollen Steinacherhalle stimmte die Enzianmusig mit Adamo Häller am Akkordeon, Alois Staffelbach am Schwyzerörgeli und Jacqueline Christen an der Bassgeige in einen genussreichen Abend ein.
Der Jodlerklub Enzian unter der souveränen Leitung ihrer Dirigentin Christina Buchmüller eröffnete das Konzert mit dem «Rose-Beizli Jutz». Das beschwingt vorgetragene Lied von Vreni Duss-Schneider ist der Familie Roos von der Schwesteregg in Romoos gewidmet. Es folgte das Lied «Ämmitaler-Alpuffahrt» von Oskar Friedrich Schmalz. Der Berner Komponist Oskar Fr. Schmalz (1881-1960) wurde oft als «Jodlervater» bezeichnet. Er schuf über 200 Jodellieder, war einer der Hauptinitianten für die Gründung des Eidgenössischen Jodlerverbandes und förderte auch das Alphornspiel. Das Publikum quittierte den makellosen Vortag mit grossem Applaus und bestimmt hätte auch Schmalz mitgeklatscht, wenn er denn noch lebte.

Die Kleinen stahlen den Grossen fast die Show
Der Jodlerklub Enzian muss nicht um den Nachwuchs bangen. Die Enzianjutzerli setzen sich aktuell zu gefühlten 100 % aus Mädchen zusammen und es würde deshalb nicht erstaunen, wenn sich in einigen Jahren der JK Enzian aus mehr Frauen als Männern zusammensetzt. Die junge Ansagerin Kim Haas wies mit viel Schalk bei ihrer Ansage der hübschen Enzianjutzerli darauf hin, dass die grossen Enzianer «öppe d Ärmu hendere letze möi». Und in der Tat. Ein wahres Feuerwerk entzündeten die Enzianjutzerli, welche unter der Leitung von Caroline Haas und Christina Buchmüller stehen. Zu Herzen ging das Jodellied «E schöne Traum», komponiert von Hannes Fuhrer. Auch mit dem zweiten Lied «Uf hechä Bärge» hatten die Enzianjutzerli das Publikum ganz auf ihrer Seite. Natürlich forderte das Publikum ein Supplement, welches mit dem Lied «Macaroni Oho» von Oesch’s die Dritten gerne gewährt wurde. Begleitet wurden die Enzianjutzerli sehr einfühlsam von Jacqueline Christen am Akkordeon.

Die Enzianjutzerli waren die Publikumslieblinge.

Bild Peter Helfenstein

Dann war die Reihe wieder an den Grossen. Robert Fellmann ist bis heute der bedeutendste und einflussreichste Jodelliedkomponist. Das Lied «Mach’s au e-so!» schrieb er im Jahr 1941, also vor 81 Jahren. Es ist quasi ein Lied für die Ewigkeit. Während der Tenor Roland Schmid mit seiner klangvollen Stimme das Solo sang, gab der Chor mit Summtönen den dezenten Background. Das Lied rät dem Berglerbub und auch dem Publikum, statt zu «briegge» zu «jutze». Prädikat: hervorragend!

Duett und Quartett überzeugten
Erich Unternäher sieht man nicht nur in der Musikuniform und als begabten Alphornspieler, er ist neuerdings unter die Jodelliedkomponisten gegangen. Sein Erstlingswerk trägt den Titel «Wenn’s fischter wird». Gut möglich, dass er sich bei seinem diesjährigen Aufenthalt als Älpler auf der Alp Tritt auf dem Niederbauen für die Melodie und den Text inspirieren liess. Sehr einfühlsam interpretiert wurde das wunderschöne Lied vom Duett Nadia Haas und Alois Staffelbach, subtil begleitet von Jacqueline Christen am Akkordeon. Der langanhaltende Beifall des Publikums war der verdiente Lohn an Erich für das Erstlingswerk und die Erstaufführung sowie an die Interpreten.
Das klubinterne Quartett Christina Buchmüller, Caroline Haas, Alois Hodel und Simon Unternährer machte einen Besuch beim «Schratte-Schäfer», den es bei jedem Wetter zur «Schratte» zieht, seine Schäfchen blöken hört und ihnen das «Gläck» bringt. Text und Musik stammen von Siegfried Zihlmann. Das schöne Lied «De Schratte-Schäfer» gefiel dem Publikum und wurde mit einem grossen Applaus bedacht.

Mit der Bestnote nach Hause gekommen
Beim nächsten Vortrag der Enzianer erfuhr man, dass dem Wildhüter dessen Beruf offensichtlich gefällt. Er hütet nicht nur das Wild, sondern auch die Alpenblumen und er würde trotz strengen Stunden nicht für Gold und Geld tauschen. So schrieb es Edi Gasser in seinem Werk «Der Wildhüeter», welches er auch komponierte. Mit diesem Lied holte der Jodlerklub Enzian am diesjährigen Zentralschweizerischen Jodlerfest in Andermatt glatt die Note 1. «Es ist nicht übertrieben, aber der Vortrag hätte noch eine Note höher als ein ‘sehr gut’ verdient», meinte die Ansagerin Luzia Flückiger keck. Das anspruchsvolle Lied wurde wiederum perfekt interpretiert und das Publikum genoss das Jodlerfest-Feeling von Andermatt.

Kein Konzert ohne Zugabe
Das Lied «Uf em Heiwäg» wurde vom Bieler Jean Clémençon komponiert. Der Text sei Karl Spirig «usetrolet», meinte die Ansagerin Kim Haas und fügte hinzu, dass sich das Publikum noch nicht auf den Heimweg begeben solle, denn nach dem Konzert würden die Jodler noch mit «Lösli» vorbeikommen. Das Schlusslied beschreibt die Gefühle, wenn jemand lange in der Fremde war und in seine alte Heimat zurückkehrt. Die Jodler waren nach der bestens gelungenen Interpretation mindestens so begeistert wie ihr Publikum. Selbstverständlich wollte das Publikum auch den Chor nicht auf den Heimweg schicken, sondern forderte eine Zugabe. Die Enzianer sangen die Trouvaille «E Wunsch» von Robert Fellmann, bei der Erwin Haas den Solistenpart mit seiner unverwechselbaren Stimme übernahm.

Liebe als Dreh- und Wendepunkt
Nach der Pause sorgte das Lustspiel «D Bääsehäx» für reichlich strapazierte Lachmuskeln. Mit viel Herzblut und Ausdrucksstärke zeigten die Laienschauspielenden unter der Regie von Bruno Unternährer ein amüsantes Bühnenspektakel. Die Theaterdepütantin Daniela Ambühl stand den «alten Hasen» in nichts nach.
Um nicht zu viel vorwegzunehmen, sei nur dies gesagt: Im Bühnenwerk ist die Liebe Dreh- und Wendepunkt zugleich. Auf einem Hof lebt ein lediger Bauer mit seinen drei Schwestern und einem etwas schrulligen Knecht. Allesamt alleinstehend, wohlgemerkt. Gerade diesen Fakt wollen die drei Schwestern schnellstmöglich ändern. Gemeinsam beschliessen sie, einander zu helfen, ihr Liebesglück zu finden. Wie die Suche nach Zweisamkeit für alle Beteiligten ausgeht, konnte noch am darauffolgenden Donnerstagabend in der Steinacherhalle herausgefunden werden.

«D Bääsehäx» Trix (Pamela Stadelmann) übt das Fliegen mit einem Besen, um zu einem Mann zu kommen.

Bild Peter Helfenstein