25 Jahre Bergversetzer gefeiert

BERN Seit 25 Jahren vermittelt Bergversetzer freiwillige Arbeitseinsätze ins Berggebiet. Die Schweizer Berghilfe (SBH) und die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft (SAB) nahmen das Jubiläum zum Anlass, um in einem Rückblick die erbrachten Leistungen zu würdigen.

Medienmitteilung der SAB

n der Jubiläumsveranstaltung im Alpinen Museum in Bern betonten Vertreter dieser Organisationen sowie aus der Politik die Bedeutung von Projekten wie Bergversetzer, um den vielbeschworenen Stadt-Land-Graben zu überwinden. Der Anlass fand am Internationalen Tag der Berge statt, der das Ziel verfolgt, das Verständnis für die besonderen Herausforderungen dieser Gebiete zu fördern.
Bergversetzer wurde 1994 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Bergbevölkerung mit praktischen Einsätzen zu unterstützen und einen konkreten Beitrag an den Austausch zwischen Stadt und Land zu leisten. Im letzten Vierteljahrhundert haben unzählige Gemeinden, Organisationen und Privatpersonen von dieser Solidarität profitiert. Zudem ermöglichte es das Projekt Tausenden von Einzelpersonen und Gruppen, die Herausforderungen der Berggebiete näher kennenzulernen und die dort lebende Bevölkerung aktiv zu unterstützen. Seit drei Jahren besteht das Angebot auch in der Westschweiz.
Unter dem Motto «Gemeinsam anpacken in den Bergen» trägt Bergversetzer zur Erhaltung und Pflege des Berggebietes als Natur-, Wirtschafts- und Lebensraum bei. Das Projekt vermittelt Lehrlingsgruppen, Schulklassen, Angestellte, Seniorengruppen und weitere freiwillige Helferinnen und Helfer für ein- oder mehrwöchige Arbeitseinsätze. Zu den Nutzniessern gehören Gemeinden, Tourismusorganisationen und Privatpersonen. Im Vordergrund der Einsätze stehen die Pflege von Natur- und Kulturlandschaften sowie Bauarbeiten für die Erhaltung oder die Neuerstellung von Infrastrukturen wie Wanderwege und Wohn- und Ökonomiebauten. Im laufenden Jahr engagierten sich schweizweit insgesamt 3'718 Personen im Rahmen von Bergversetzer. Sie leisteten 11'212 Arbeitstage in 202 Projekten.

Konkrete Hilfe für innovative Projekte
Die Veranstaltung im Alpinen Museum am Internationalen Tag der Berge stellte das Highlight des Jubiläums von Bergversetzer dar. Rund neunzig Personen nahmen am Anlass teil. Im Sinn eines Aus- und Rückblicks wurden konkrete Projekte vorgestellt, die dank dem Einsatz der Freiwilligen in den letzten Jahren zustande kamen. Ein Beispiel dafür ist das von Werner Bleisch im Kanton Glarus ins Leben gerufene Projekt «Packziegen». Es handelt sich dabei um ein touristisches Angebot, das in einer innovativen Weise Nachhaltigkeit und Naturerlebnis verbindet. Monika Stirnimann, Projektverantwortliche des Hilfswerks Adra, unterstrich die Bedeutung von Bergversetzer für die Unterstützung von Menschen in Notlagen. In Zusammenarbeit mit Bergversetzer führt die Organisation im Berggebiet jährliche Freiwilligeneinsätze für Jugendliche durch. Diese erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit.

Wachsende Herausforderung Stadt-Land-Graben
Das Podiumsgespräch, das im Rahmen der Veranstaltung stattfand, war dem aktuellen Thema des Stadt-Land-Grabens gewidmet. Für Thomas Egger, Direktor der SAB, stellt das mangelnde Verständnis für die konkreten Verhältnisse in den Berggebieten unter dem Blickwinkel des Zusammenhaltes der Schweiz die grösste Herausforderung dar. Vor diesem Hintergrund schaffe das Projekt Bergversetzer – neben seinem handfesten wirtschaftlichen Nutzen – eine wichtige Verbindung, namentlich bei den zahlreichen jugendlichen Freiwilligen aus städtischen Gebieten. Ergänzend unterstreicht Kurt Zgraggen, Leiter Projekte und Partnerschaften der Berghilfe, die Wichtigkeit der Emotionen und des Erlebnisses: «Ein freiwilliger Arbeitseinsatz ist eine bleibende Erfahrung und eröffnet der wachsenden urbanen Schweiz die Möglichkeit, das ganze Land kennenzulernen.» So werde jeder Bergversetzer zu einem Botschafter für die Bergbevölkerung und zu einem Brückenbauer zwischen den Berg und Tal.
Alec von Graffenried, Stadtpräsident von Bern, bezeichnete das Stadt-Land-Gefälle als eine der wichtigsten gesellschaftlichen und politischen Bruchlinien der heutigen Schweiz: «Es gibt ein Auseinanderdriften, ein fehlendes Verständnis für die Abläufe und Verhältnisse auf dem Land». In diesem Zusammenhang sei es wichtig, Projekte, die den Menschen einen Perspektivenwechsel ermöglichten, weiter auszubauen. Urs Kiener, Präsident der ländlichen Gemeinde Hergiswil, verwies auf die zahlreichen Verbindungen zwischen Stadt und Land zum gegenseitigen Vorteil. Namentlich die wachsende Nachfrage nach Regionalprodukten im Zug des Nachhaltigkeitstrends erlaube es, das Land der städtischen Bevölkerung näherzubringen.

Teilnehmer am Podiumsgespräch waren unter anderem der Hergiswiler Gemeindepräsident Urs Kiener (Mitte) und der Stadtpräsident von Bern, Alec von Graffenried. Die Journalistin und Moderatorin Anna-Lisa Achtermann von Radio SRF1 leitete das Podiumsgespräch

Bild Peter Helfenstein

Flächendeckendes Angebot und professionelle Vermittlung
In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach Freiwilligeneinsätzen im Rahmen von Bergversetzer konstant zugenommen. Die SAB und die Schweizer Berghilfe setzen sich deswegen anlässlich des aktuellen Jubiläums zum Ziel, das Projekt weiter auszubauen. Strategische Prioritäten sind die flächendeckende Verfügbarkeit des Angebots, die Professionalisierung der Vermittlung sowie die Erhöhung der Sichtbarkeit. Im Mittelpunkt von Bergversetzer wird auch in Zukunft das konkrete Erlebnis und das damit verbundene bessere Verständnis für die Bedürfnisse der Berggebiete stehen.