Von Herzen gespielt und Herzen berührt

Die Musikgesellschaft Hergiswil läuft an ihrem Konzert zur Hochform auf. Die Musik riss das Publikum förmlich von den Stühlen – Jung wie Alt.

Peter Helfenstein

«Was gibt es Schöneres, als im Frühling Musik unter dem Motto «Blasmusik von Herz zu Herz» zu geniessen?», fragte bei der Begrüssung der Präsident der Blaskapelle Napfgold, Anton Mehr, das Publikum, welches in Scharen in die frühlingshaft geschmückte Steinacherhalle kam. Die ehemalige Napfgold-Musikantin Luzia Wigger führte charmant durch ein kurzweiliges Programm.

Solisten der Blaskapelle Napfgold glänzten
Die Blaskapelle Napfgold unter der Direktion von Josef Brun eröffnete das Konzert mit dem rassigen «Papstein Marsch», geschrieben von Fritz Hanusch. Nachher war «Blasmusik im Herzen» von Toni Scholl zu hören. Im ersten Teil dieses Titels handelt es sich um eine typische Egerländermelodie und im Trio sind herrliche Melodien der Flügelhörner und des Tenorhorns zu hören – eben etwas fürs Herz.
Es folgten zwei weitere musikalische Leckerbissen, diesmal mit Solobesetzungen. Das erste Stück «Für Paulina» von Michael Klostermann beinhaltet ein Solo für das Euphonium und Flügelhorn, gespielt von Arthur Duss und Pia Wallimann. Beim «Bass Ländler» von Walter Tuschla übernahm «der schöne Hans» alias Hans Müller auf seinem Bass den Solopart und gab sein Können zum Besten. Das Spiel der Solisten gefiel dem Publikum so gut, dass es bei beiden Vorträgen eine Zugabe forderte, welche die Solisten gerne gewährten. Als letztes Stück spielten die Napfgoldmusikanten das «Slovenia-Medley» mit berühmten Melodien, welches der Dirigent Josef Brun für die Blaskapelle arrangierte.

Die Solisten Arthur Duss und Pia Wallimann überzeugten mit gefühlvollem Spiel.

Bild Peter Helfenstein

«Der schöne Hans» alias Hans Müller und sein grosses Musikinstrument.

Bild Peter Helfenstein

Gastkapelle entzückte das Publikum
Nach einer kurzen Pause kam die Gastformation Blaskapelle Strickmusikanten Menznau zum Zug und zeigte, was sie draufhat. Die Kapelle wurde 1990 gegründet und die meisten Mitglieder stammen aus Menznau und Umgebung. Der Name Strickmusik stammt vom kleinen Hügelzug Strick, der sich zwischen Menznau und Twerenegg befindet.
Zu Beginn spielte die Formation die «Fuchsgrabenpolka» von Karel Vacek. Diese Polka gehört zu den zwölf erfolgreichsten Titeln von Ernst Mosch und seinen legendären Egerländer Musikanten. Nach hinten lehnen und die warmen Melodien geniessen war angesagt. Anschliessend wurde der Titel «Mein schönes Heimatland» von Frantisek Kmoch vorgetragen. Dabei handelt es sich um eine der schönsten Kmoch-Kompositionen im rassigen Marschrhythmus.
«Rauschende Birken» von Vaclav Kaucky war der erste Hit der Egerländer Musikanten unter der Leitung von Ernst Mosch. Das Orchester erhielt für diesen Titel sogar die «Goldene Schallplatte» und somit war Ernst Mosch der erste Blasmusikkapellmeister der Welt, der für seine Schallplatte Edelmetall erhielt. Die liebliche Musik, sehr gefühlvoll vortragen, begeisterte das Publikum. Die «Nepomuk Polka» von Franz Gerstbein und «Schöne Serenade» von Karel Kohout bildeten den Abschluss der Vorträge der Strickmusikanten.

Napfgolder und Strickmusikanten zogen am gleichen Strick
Nach einer zwanzigminütigen Pause spielten die Blaskapelle Napfgold und die Strickmusikanten gemeinsam einige Kompositionen. Die Ansagerin Luzia Wigger bat die Anwesenden: «Lassen Sie sich überraschen, lehnen Sie sich zurück und geniessen Sie auch den letzten Teil des Konzertabends!»
Der dritte Teil wurde mit «Andulka», komponiert von Frantisek Kmoch und Franz Watz, eröffnet. Nachher folgte mit der schmissigen Polka «Ein halbes Jahrhundert», komponiert vom Schweizer Very Rickenbacher, ein weiteres Highlight. Es folgte der Marsch «Dem Land Tirol die Treue» aus der Feder von Florian Pedarnig. Den Text dazu schrieb sein Bruder Josef. Aufgrund der weiten Verbreitung des Marsches nennt man den Marsch auch «Die heimliche Tiroler Landeshymne». Die patriotischen Worte lassen den Freiheitsdrang des zu Italien gehörenden Südtirols augenfällig werden. Beim Vortrag bewiesen die Musikanten, dass sie nebst ihrem glanzvollen Instrumentenspiel auch ausgezeichnet singen können. Die geforderte Wiederholung durch das Publikum war die Folge und wurde natürlich gerne gewährt.

Höhepunkte, Schlag auf Schlag
Nach der melodiösen Komposition «Auf der Vogelwiese» von Josef Poncor war das letzte Highlight an der Reihe. Die Polka «Böhmischer Traum», komponiert von Norbert Gälle, ist das Paradestück in der Blaskapellen-Szene schlechthin. Nun ging die Post definitiv ab! Das Publikum war begeistert und äusserte sich seinerseits akustisch mit rhythmischem Klatschen. Die gemeinsame Kapelle ignorierte jedoch zunächst das mit einem heftigen Applaus frenetisch geforderte Replay. Stattdessen spielte sie als Zugabe die wunderschöne «Südböhmische Polka», komponiert von Ladislav Kubes, welche so richtig von Herz zu Herz ging. Mit seinem sehr schnellen Spiel von Zweiunddreissigstelnoten, gespielt mit der Zungenschlagtechnik, brachte der Trompeter Gregor Kunz das Publikum zum Staunen. Und zum Schluss des unterhaltsamen Konzerts kam dann die längst geforderte Wiederholung des «Böhmischen Traums» doch noch. So und nicht anders muss der «Böhmische Traum» gespielt werden.
Vor und nach dem Konzert war Unterhaltung mit der Ländlerformation «Echo vom Schwandbode» angesagt.