Bauernverband tagte in Hergiswil

Am Freitag, 23. März 2018, lud der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) zur Delegiertenversammlung (DV) ein. Die Delegierten verabschiedeten eine Resolution zu den angedachten Freihandelsplänen an den Bundesrat.

Peter Helfenstein

Gastgeber der DV war der vor Kurzem gegründete Bäuerinnen- und Bauernverein Luzerner Hinterland. Und obwohl er noch ein junges Pflänzchen ist, war die Organisation der DV perfekt. Der Präsident des LBV, Jakob Lütolf, Wauwil, konnte in der frühlingshaft geschmückten Steinacherhalle 119 stimmberechtigte Delegierte sowie zahlreiche Gäste aus Politik, kantonalen Dienststellen und Verbänden begrüssen.

Bundesrat soll nochmals über die Bücher gehen
In seinen einführenden Worten streifte Jakob Lütolf einige Problemfelder in der Landwirtschaft. Aus seiner Optik heraus kämen immer mehr Extremforderungen auf die Landwirtschaft zu, wie zum Bespiel die Initiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» oder die so genannte Gesamtschau des Bundesrates, welche sowohl für den LBV als auch für den Schweizerischen Bauernverband (SBV) keine Perspektive für die Schweizer Landwirtschaft beinhaltet. Es sei wichtig, dass die Delegierten die Gesamtschau zurückweisen und den Bundesrat auffordern, diese zu überdenken und sie im Sinn der Schweizer Landwirtschaft und des Schweizer Volkes auszuarbeiten.
In der Schweizer Landwirtschaft gibt es aber auch viele Bereiche, welche gut laufen, wie beispielsweise der Fleischbereich sowie der Obst- und Gemüseanbau. Selbst im Milchbereich ist nicht alles schlecht. «Es ist wichtig, dass wir miteinander am gleichen Strick und vor allem in die gleiche Richtung ziehen. In diesem Sinn freue ich mich, in Zukunft die Herausforderungen miteinander anzugehen und zu meistern», sagte Jakob Lütolf.
Im Gedenken an die beiden im letzten Jahr verstorbenen Ehrenmitglieder Franz Fischer aus Grosswangen und Peter Knüsel aus Meggen erhoben sich die Versammelten von ihren Stühlen.

Gruss aus dem Luzerner Parlament
Die Kantonsratspräsidentin und Landwirtin Vroni Thalmann überbrachte die Grüsse des Parlaments. Sie meinte, dass ihr Slogan «Äs gäh und äs näh» auch während ihres Präsidialjahrs gelte. Sie betonte, dass man zuerst etwas geben muss, damit es etwas zum Nehmen gibt. Vroni Thalmann wünschte den Anwesenden die Bereitschaft, miteinander und nicht gegeneinander zu kämpfen.

Grussworte aus der Gemeinde Hergiswil
Gemeindepräsident und Landwirt Urs Kiener stellte sechs Hergiswiler Landwirte ins Zentrum seiner Rede. Anhand von Bildern schilderte er recht unterschiedliche Betriebe, vom Bio-Milchbauer bis zum Bio-Kräuterbauer. Die Landwirte, welche ausserhalb des Dorfes wohnen, hätten betont, dass es ohne Frau an der Seite nicht geht. Zudem müsse genügend Wohnraum und eine gute Zufahrtsstrasse vorhanden sein.
Der Präsident der gastgebenden Sektion und Landwirtschaftsbeauftragte der Gemeinde Hergiswil, Joel Wapf, schätzt den Kontakt mit den Landwirten, von denen er laufend etwas lerne, da er selber erst seit fünf Jahren Landwirt sei. Er skizzierte, wie und warum es zur Gründung des Bäuerinnen- und Bauernvereins Luzerner Hinterland kam. (Der WB berichtete ausführlich darüber.)

Der Hanspeter und Sonja Schmidiger, Ober-Graus 1.

Bild Peter Helfenstein

Erika und Heinz Zangger, Gupf, mit ihren Kindern Elvira, Remo und Silvan.

Bild Peter Helfenstein

Silvia Welti und Beat Huber, Krieshütten.

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Erika und Julius Kurmann, Hinterwald 1.

Bild Peter Helfenstein

Christoph Kunz, Luegmatt.

Bild Peter Helfenstein

Brigitte und Martin Theiler mit Sohn Marco.

Bild Peter Helfenstein

Grussworte der Luzerner Regierung
Regierungsrat Robert Küng überbrachte die Grüsse der Luzerner Regierung. Er betonte, dass sich die Regierung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Luzerner Land- und Ernährungswirtschaft bewusst sei. «Ich schätze das Schaffen Ihres Verbandes und ich schätze die Leistung, die Sie täglich in Ihrem Betrieb zugunsten der Luzerner Volkswirtschaft erschaffen», sagte Küng. Er dankte dem Verband für die konstruktive Zusammenarbeit, auch im Wissen darum, dass man nicht immer gleicher Meinung sein könne.

«Bäuerin, mehr als BauersFrau?!»
Die Vizepräsidentin Regula Bucheli aus Ruswil zeigte auf, was in der Kommission des Luzerner Bäuerinnen und Bauernverbands im letzten Jahr mit viel Herzblut geleistet wurde. Der Kommission Bäuerinnen sei es sehr wichtig, das klischeehafte und veraltete Bild der Bäuerin zu modernisieren und in die Realität vom 21. Jahrhundert zu bringen. Deshalb sei im vergangenen September ein Abend zum Thema «Bäuerin, mehr als BauersFrau?!» organisiert worden. Am Ende der Veranstaltung in Grosswangen seien sich alle Frauen einig gewesen, dass sie sehr viel mehr als nur Bauers Frau sind. Am 25. September 2018 werde das Thema von der anderen Seite beleuchtet: «Wie sieht der Bauer seine Frau?» Natürlich seien auch die Männer zu diesem Abend eingeladen, denn schliesslich gehe es um sie.

Altersheim Hermolingen ist renovationsbedürftig
Um kranken und alten landwirtschaftlichen Dienstboten ein Asyl zu schaffen, erwarb 1934 eine Stiftung des LBV den Landwirtschaftsbetrieb Hermolingen in Rothenburg und eröffnete 1938 das Landwirtschaftliche Altersheim Hermolingen. Eine externe Stelle kam zum Schluss, dass für den Umbau Investitionen von 20 bis 25 Millionen Franken getätigt werden müssten. «Auf diese grüne Oase innerhalb von Rothenburg muss der LBV die Hand legen», versicherte Jakob Lütolf. «In welche Richtung sich Hermolingen entwickeln soll, müssen Fachleute herausfinden.» Es sei nun Aufgabe des neu gewählten Stiftungsrates, welcher sich sowohl aus bisherigen Mitgliedern als auch aus neuen Personen zusammensetzt, am Ball zu bleiben.

Wahl von Christian Galliker in den LBV-Vorstand
Mit der Wahl von Christian Galliker aus Beromünster in den LBV-Vorstand wurde die Kommission «Junglandwirte Zentralschweiz» stärker in den Verband eingebunden. Zudem wurde der gastgebende «Bäuerinnen- und Bauernverein Luzerner Hinterland» als neue regionale Sektion des LBVs aufgenommen.

Resolution an den Bundesrat verabschiedet
Beat Röösli, Leiter des Geschäftsbereichs Internationales beim Schweizerischen Bauernverband (SBV), überbrachte das Grusswort des SBV. Aus seiner Sicht sei eine klare Trennung zwischen der Gesamtschau des Bundesrates und dem Mercosur-Abkommen (Mercosur = Gemeinsamer Markt Südamerikas mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) unabdingbar. Es sei zuversichtlich, dass der Verband eine Lösung beim Mercosur-Abkommen finden könne. Röösli bat die Delegierten, die Resolution möglichst einstimmig zu verabschieden. Und so kam es denn auch. Die Delegierten verabschiedeten die Resolution an Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann einstimmig.

Eine Wortmeldung und ein feines Mittagessen
Ein Votant wünschte, dass in der Entwicklung der Agrarpolitik stückweise etwas vom Bürotisch abgeschnitten werde und wieder etwas mehr in die Nähe des Bodens gelegt werde.

Um Punkt 12 Uhr begann der informelle Teil der DV, welcher jedoch nicht minder wichtig war. Bei einem feinen Mittagessen aus der «Chrüter-Chrüz»-Küche wurde fleissig gefachsimpelt und über die Freuden und Leiden der Bäuerinnen und Bauern gesprochen.