1.-August-Feier mit internationler Note

Die 1.-August-Feier fand in diesem Jahr zusammen mit Auslandschweizer-Kindern statt. Alt Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger aus der Nachbargemeinde Romoos hielt die 1.-Augustrede und richtete dabei seinen Blick auf Niklaus von Flüe und «Seppi a de Wiggere».

Peter Helfenstein

Noch nie fand in Hergiswil die 1.-August-Feier so vielsprachig statt wie in diesem Jahr. Möglich machten dies die jungen Auslandschweizer im Alter von acht bis zwölf Jahren aus zahlreichen Ländern der ganzen Welt. Sie waren zum Anlass des 100-jährigen Bestehens der Stiftung für junge Auslandschweizer (SJAS) während zwei Wochen in der Napfgemeinde in einem Jubiläumslager. SJAS ist eine Institution, die Schweizer-Kinder aus den fünf Kontinenten zusammenführt und so neue Freundschaften und Bindungen ermöglicht. Sie leistet damit einen Beitrag zum Verständnis und zur Solidarität über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Nebst Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung wurde in Zusammenarbeit mit dem Circolino Pipistrello eine Zirkus-Gala eingeübt, zu der die Eltern und Angehörigen eingeladen wurden.

Kräuterwanderung mit Josef Mahnig
Am 1. August besammelten sich um 9 Uhr rund 20 Personen beim Schulhaus Steinacher. Gartenbauer Josef Mahnig führte die Wanderlustigen zur Sack-Höhe, wo es zur Erfrischung einen kleinen Apéro gab. Unterwegs wies er auf diverse Kräuter und deren Heilwirkung hin. Beim Hof Unter-Sack gab es eine Führung mit dem Hergiswiler Kräuter-Pionier Alois Theiler durch den Kräutergarten.

Zur Wanderung gehörte eine Führung durch den Kräutergarten der Familie Theiler. Im Vordergrund sieht man einige Sonnenhut-Blüten.

Bild Carmen Mahnig

Mit viel Freude und Einsatz gekämpft
Zeitgleich mit der Kräuterwanderung fand auf dem Schulhausareal eine Kinder-Olympiade statt. Die 55 jungen Auslandschweizer und sieben Schweizer Inlandkinder sowie eine Handvoll Hergiswiler Kinder kämpften in neun Gruppen um Ruhm und Ehre. Die Spiele wurden von Isidor Kunz ausgedacht und gemeinsam von Frauen des Sportvereins Hergiswil und SJAS-Lagerleitern durchgeführt. Bei den neun Posten ging es um Schnelligkeit, Geschicklichkeit und ums Goldsuchen. Das Melken einer Kunststoff-Kuh war der grosse Hit.
Die vier Lagersprachen Deutsch, Französisch, Spanisch und Englisch liessen während der Rangverkündigung einen Hauch Olympia-Feeling aufkommen. Alle Wettkampf-Teilnehmer erhielten ein Rivella, welches vom Gewerbeverein Hergiswil gesponsert und ein Schweizerfähnchen, welches von einem ungenannt bleiben wollenden Hergiswiler finanziert wurden. Die drei erstrangierten Gruppen der Kinder-Olympiade durften sich Gold-, Silber- oder Bronzemedaillen umhängen lassen.

Zum Gesang und Spiel der Nationalhymne schwenken die Schweizer Auslandkinder ihre Schweizerfähnchen.

Bild Peter Helfenstein

Dankeswort in sechs Sprachen
Im Anschluss an die Kinder-Olympiade dankte die Co-Hauptlagerleiterin Angelina Mazzocco im Namen der SJAS der Gemeinde und der Gruppe «Hergiswil Tourismus» - insbesondere dem OK-Präsident Isidor Kunz - für die nette Gastfreundschaft und die Organisation des Tages. Dieser Dank wurde von verschiedenen Sprechern in sechs Sprachen übersetzt. In Chinesisch wandte sich ein Mädchen aus Hongkong an die Festgemeinde. Obwohl ihre Worte niemand verstand, müssen sie ausserordentlich anerkennend gewesen sein. Daran liess das selbstsichere und sympathische Auftreten der Rednerin keine Zweifel aufkommen.

«Damit die Leute nicht davonlaufen»
Punkt 12 Uhr begrüsste Isidor Kunz namentlich die Bewohner des Alters- und Pflegeheims «St. Johann», die Auslandschweizerkinder sowie zahlreiche Hergiswiler Bürgerinnen und Bürger zur offiziellen Bundesfeier. Er bat das Publikum, sich zum Singen der Landeshymne von den Sitzen zu erheben. Der Gesang wurde von der Blaskapelle Napfgold begleitet, während die Auslandschweizer-Kinder ihre Schweizerfähnchen schwenkten.  

Alt Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger hielt die Festrede zum 1. August.

Bild Peter Helfenstein

Alt Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger begrüsste insbesondere auch die jungen Eidgenossen aus der fünften und hiess sie in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch herzlich willkommen. Der Festredner wies auf Niklaus von Flüe hin, der zu seiner Zeit Sorge zu seinem Land trug und gegen die innere Zwietracht kämpfte. Ruedi Lustenberger hob als gutes Beispiel für die heimatliche Verwurzelung den Hergiswiler Ehrenbürger Josef Zihlmann alias «Seppi a de Wiggere» hervor. Josef Zihlmann schrieb einmal: «Heimat ist nicht geruhsame Behaglichkeit. Wenn die Heimat stillsteht, stirbt sie. Heimat neu schaffen heisst, beispielsweise dafür sorgen, dass junge Menschen vor dem, was Heimat sein könnte, nicht davonlaufen.» Gemeint hat er damit wahrscheinlich, darauf zu achten, dass sich Randgebiete in der Schweiz, beziehungsweise das Napfbergland, nicht entvölkern.
Er bat die Anwesenden, sich zu freuen, dass sie in einem Land leben dürfen, welches seinen Bürgerinnen und Bürgern einen vergleichsweise hohen Wohlstand garantiert und ihnen eine angemessene Sicherheit gewährleistet, vier Sprachen und Kulturen friedlich unter einem Dach vereint und fast 800'000 Auslandschweizern auf der ganzen Welt als seine Bürger anerkennt. Er gab zu bedenken, dass diese Errungenschaften auch in Zukunft nicht gratis zu haben sind.

Fröhliches Beisammensein
Nach der 1.-Augustrede wurden zum Mittagessen Älplermagronen oder eine Napfwurst sowie diverse Getränke und Kuchen zu familienfreundlichen Preisen angeboten. Die Feier wurde von der Blaskapelle Napfgold, einer Alphorngruppe und vom Jodlerduett Kunz/Bättig mit Karl Kohler am Akkordeon umrahmt. Nach dem Mittagessen blieb noch Zeit für ein fröhliches Beisammensein. Für die jungen Auslandschweizer und Kinder aus Hergiswil gab es nochmals diverse Plauschspiele. Und gegen Abend verdunkelte sich der Himmel. Es gab ein Gewitter, kostbares Nass und eine willkommene Abkühlung.