Warum Hergiswiler Ökostrom?

Während den Herbstferien wurde auf dem Dach der Steinacherhalle in Hergiswil eine Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) installiert. Das Hergiswiler Läbe wollte vom Auftraggeber, der Elektra Hergiswil-Dorf, wissen, aus welchen Gründen er auf Solarstrom setzt. Die Fragen stellte Peter Helfenstein. Der Präsident der Elektra Hergiswil-Dorf, Bruno Grüter, gab Antwort.

S Hergiswiler Läbe: Welches waren die Beweggründe für den Bau der Photovoltaik-Anlage?
Elektra Hergiswil-Dorf: Das Projekt «Solarstrom macht Schule» wird von «Centralschweizerische Kraftwerke AG» (CKW) Gemeinden angeboten. Da wir im Dorf und Umgebung der Stromlieferant sind, hat uns die Gemeinde angefragt, ob wir für ein solches Projekt zu haben sind. Da wir selber immer auch Ökostrom anbieten wollten, hat sich hier schnell Begeisterung im VS der Elektra Hergiswil-Dorf durchgesetzt.

SHL:Was wird die Anlage kosten?
EH-D: Die Generalversammlung der Genossenschafter hat den Kredit von 170 000 Fr. einstimmig angenommen. Wir werden in diesem Kostenrahmen abrechnen können.

SHL: In wie vielen Jahren sind die Investitionskosten amortisiert?
EH-D: Vorausgesetzt, dass keine unerwarteten Preisänderungen der Energie im Strommarkt auftreten, ist mit einer Amortisation von 20 Jahren zu rechnen.

SHL: Welche Firma hat die PV-Anlage gebaut?
EH-D: CKW Conex AG, Sparte Solartechnik, in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle CKW Conex AG in Willisau unter der Führung von Bruno Unternährer.

SHL: Wie viele Quadratmeter Solarzellen wurden auf dem Dach verlegt?
EH-D: Es sind 455 m2.

SHL: Für wie viele 4-Personen-Haushalte deckt die Anlage den Energieverbrauch?
EH-D: Die Anlage hat eine Leistung von ca. 70 000 kWh/pro Jahr. Wenn man von einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch von 5000 kWh/pro Jahr ausgeht, ergibt das Energie für ca. 14 Haushalte.

SHL: Ist die PV-Anlage wartungsfrei oder muss sie von Zeit zu Zeit gereinigt werden?
EH-D: Die Anlagen sind eigentlich wartungsfrei. Sollten Unregelmässigkeiten beim Produzieren von Strom auftreten, so wird geprüft, woran das liegen könnte. Eventuelle Verschmutzung der Solarpaneels kann je nach Standort der Anlage nicht ausgeschlossen werden. Dabei ist auch immer die Sicherheit zu beachten.

SHL: Welche Lebensdauer haben die Solarpanels?
EH-D: Die heutigen Anlagen haben eine Lebendauer von ca. 25 Jahren.

SHL: Wie sieht es danach mit der Entsorgung aus?
EH-D: Das Thema Recycling beim Photovoltaik/Solarmodulen ist ein bedeutendes Thema beim Solarstrom. Schliesslich will man es ja auch besser machen als die Atomlobby, welche noch immer keine endgültige Lösung für ihren Abfall gefunden hat.
Die Hersteller und Importeure, welche dem PC Cycle angeschlossen sind (was 90 % der europäischen Hersteller sind), verpflichten sich, den gesamten Recyclingprozess kostendeckend zu finanzieren. Die Module werden regional eingesammelt, transportiert und entweder entsorgt oder wieder hergestellt. Die einzelnen, ungiftigen Bauteile eines Solarmodules werden nach Solarglas, Aluminium oder Halbleitermaterialien sortiert. Bereits heute gibt es übrigens Firmen, welche sich auf die Aufbereitung von alten oder defekten Solarmodulen spezialisiert haben.

SHL: Ist die PV-Anlage gegen Schäden (z.B. Hagel) versichert?
EH-D: Ja, diese Versicherung haben wir abgeschlossen. Alle bekannten Versicherungen bieten heute solche Sachen an.

SHL: Von wann an können Abonnenten der Elektra Hergiswil-Dorf Solar- beziehungsweise Ökostrom kaufen?
EH-D: Wir hoffen, dass wir spätestens ab Januar 2015 mit der Produktion beginnen können. Dies hängt vor allem vom Okay des ESTI (Eidgenössisches Starkstrominspektorat) ab. Diese müssen die komplette Anlage überprüfen.
Die genauen Daten werden mit Ökostrom-Flyer und über die Presse zu erfahren sein.

SHL: Um wie viel teurer ist 1 kWh Ökostrom?
EH-D: Das Kilowatt kWh wird 8 Rappen teurer sein als der normale Tarif, der vom Abonnenten bis jetzt bezogen wurde.
Wir werden unseren Abonnenten neben dem 100%-Bezug von Ökostrom auch verschieden grosse Pakete (500, 1000, 2000 etc. kWh/pro Jahr) anbieten können.

SHL: Warum sollen die Hergiswiler einen Teil oder allen Strom als Ökostrom kaufen?
EH-D: Die Zukunft ist ganz klar darauf ausgerichtet, um vom Atomstrom wegzukommen. Bundesrat und Parlament haben im Jahr 2011 den schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie bis ins Jahr 2050 beschlossen. Dazu müssen wir einen Beitrag leisten, um erneuerbare Energie voranzutreiben.
Übrigens: «Grüner Strom» passt doch perfekt zu «Kräuterdorf»!

SHL: Was ist zu tun, wenn jemand Ökostrom kaufen möchte?
EH-D: Wir werden an alle Abonnenten einen Flyer verschicken. Ebenfalls werden solche Flyer auch in öffentlichen Geschäften aufliegen. Oder der Abonnent meldet sich über unsere Adresse info@elektra-hergiswil.ch bei uns.

SHL: Nun eine etwas heikle Frage. Falls die Nachfrage nach Ökostrom die Produktion übersteigt, wird dann z. B. Atomkraftstrom zum Preis von Ökostrom verkauft?
EH-D: Nein, es wird kein Atomstrom zum Preis von Ökostrom verkauft. Falls mehr Hergiswiler Ökostrom bestellt wird, als die Elektra Hergiswil-Dorf zur Verfügung stellen kann, wird Ökostrom von umliegenden Partnern dazugekauft und den Kundinnen und Kunden zu den gleichen Konditionen wie Hergiswiler Ökostrom zur Verfügung gestellt. Dies wird mit einem Zertifikat vom Partner/Hersteller belegt. Da in unserem Verteilgebiet bereits einige Anlagen gebaut wurden, können wir auch in Zukunft mit genügend Hergiswiler Ökostrom rechnen.

SHL: Herr Grüter, wir danken Ihnen herzlich für das Interview.