Bau der St. Joder-Strasse

In der Zeit zwischen dem 4. Dezember 1944 und dem 31. August 1945 wurde die Napfstrasse, auch St. Joder-Strasse genannt, erbaut. Genau in dieser Zeit herrschte der 2. Weltkrieg und es kamen viele Internierte aus Frankreich, Polen, Italien und schlussendlich auch aus Deutschland zu uns nach Hergiswil.
Im Jahr 1940 kamen die ersten Internierten zu uns nach Hergiswil, nämlich die Franzosen. Nur kurze Zeit später folgten Truppen aus Polen. Die Internierten wurden in den Gasthäusern Löwen und Kreuz untergebracht. Den Tag hindurch arbeiteten sie auf Bauernhöfen in der Region. Ihre Freizeit verbrachten sie mit dem Herumspazieren im Dorf und mit dem kunstvollen Schnitzen von Figuren. Dies gefiel nicht allen Leuten und so kam die Idee auf, neu ankommende Truppen zum Wohle der Gemeinde einzusetzen.
Die Zeit verging und im Jahr 1941 konnten die Franzosen wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Die Polen blieben noch bei uns. Zwei Jahre später, am 11. September 1943, er­reichten uns dann italienische Truppen. Die Polen und die Italiener wurden dann dazu eingesetzt, die St. Joder-Strasse zu erbauen. Unter der Leitung von Ferdinand Zettel haben 80 bis 100 Internierte und einige Einheimische Grosses geleistet: Eine neue Brücke wurde geschaffen und mit Hilfe von Pferden und Fuhrwerken entstand die neue Strasse. Zuerst wurde der bereits vorhandene Kieselweg verbreitert, dann verteilten die Arbeiter grosse Steine darauf und schlussendlich wurde das Ganze mit Schotter ausgefüllt und fixiert. Zusammen mit den Einheimischen erschufen die Polen und Italiener eine Strasse bis zur Seeblenschür. Als sie dort angekommen waren, konn­ten sie in ihr Heimatland repatriieren. Das letzte Stück von der Seeblenschür bis zum St. Joder wurde von deutschen Truppen fertiggestellt, welche uns im Jahr 1945 erreichten.

Die Gedenktafel der Italiener
Als die Italiener abgereist waren, hinterliessen sie eine Gedenktafel. Sie ist aus einem schönen Marmorstein gefertigt, was wir aber erst nach der Reinigung feststellten. Zu Beginn unseres Projektes war der Stein vor lauter Schmutz und Moos kaum mehr zu erkennen. Deswegen setzten wir uns das Ziel, den Stein zu säubern und von einem professionellen Bildhauer auffrischen zu lassen. So reinigten wir den Stein eines Morgens mit dem Hochdruckreiniger. Wir trauten unseren Augen kaum, als ein wunderschöner Marmorstein mit auffälliger Maserung zum Vorschein kam. Um die Schrift aber auch aus Entfernung besser lesen zu können, entschieden wir uns für eine Patinierung. Auch der Bildhauer Thomas Heini aus Willisau betrachtete diesen Schritt als sinnvoll. So kam es, dass er sich in der Woche nach Pfingsten an die Arbeit machte: Zuerst säuberte er die Buchstaben und dann kam eine dunkle Farbe zum Einsatz. Schlussendlich schliff er die Oberfläche, damit mögliche Verunreinigungen oder überschüssige Farbe verschwanden. Text: Aline Greber und Seline Zemp