Gemeinderat gratulierte Elisa Aregger zum 90. Geburtstag

Elisa Aregger feierte am Dienstag, 17. Dezember 2013, im St. Johann ihren 90. Geburtstag. Der Hergiswiler Gemeinderat und Gemeindeschreiber gratulierten der liebenswürdigen Jubilarin im Namen der Bevölkerung zu ihrem hohen Geburtstag und überbrachten ihr gute Wünsche und Geschenke.

Peter Helfenstein

Der Gratulationsbesuch des Gemeinderates wurde von Fred Aregger, einem der beiden Söhne der betagten Jubilarin, musikalisch umrahmt. Das musikalische Multitalent entzückte die Anwesenden mit seinem Spiel auf einem C-Örgeli und seiner Violine, auf der er die letzte 16tel-Note glasklar traf, keine technischen Probleme kannte und absolut frei musizierte.
Bei seiner Tischrede verglich Gemeindepräsident Urs Kiener die Jubilarin mit Papst Franziskus, der am gleichen Tag Geburtstag hat wie die 90-Jährige und sagte: «Wie den Papst, so haben wir unsere Jubilarin wegen ihrer einfachen Lebensweise und ihrem gesunden Humor in unser Herz geschlossen.»

Mit dem Velo unterwegs
Urs Kiener liess das Fahrrad von Elisa Aregger bringen. Mit diesem Velo fuhr sie früher Sommer und Winter zur Arbeit und zum Einkaufen. Unzählige Male habe sie die Strecke Nieder-Steinacher oder Chalet Erika bis zur Stampfe zurückgelegt. Aus der Tasche, die am Lenker hing, entnahm Urs Kiener diverse Gegenstände, welche eine Verbindung zur Jubilarin haben und die er ihr als Geschenk übergab: Eine Willisamsschokolade, eine Flasche Wein, eine Kerze und Bauernbratwürste. Später, als sie auf dem Velo etwas unsicher wurde, benötigte sie dieses als Hilfsmittel beim Marschieren. Es war sozusagen ihr Rollator.

Elisa wäre gerne Lehrerin geworden
Elisa Aregger wurde als jüngstes von acht Kindern im Mettlenhüsli geboren. Die Schulen besuchte sie im alten Schulhaus Hübeli bei den Lehrern Hermann Kunz und Vinzenz Waller. Elisa war eine sehr talentierte Schülerin und sie brachte es fertig, die ganze Schulzeit mit Maximalnoten in allen Fächern abzuschliessen. Weil Elisas Eltern, Josef und Marie Aregger-Stadelmann, sehr arm waren, wurden die Kinder auf verschiedene Bauernhöfe verteilt. Elisa wäre gerne Lehrerin geworden als sie 1937 aus der Schule kam. Es war aber weit und breit kein Geld vorhanden. Die 3'000 Franken, welche benötigt wurden, konnte man nicht aufbringen und jegliche Unterstützungsgesuche wurden abgelehnt. So wurde nichts aus Elisas Berufswunsch. Von da an arbeitete sie auf verschiedenen Bauernhöfen im Taglohn und hat in Menznau Torf gestochen. 1947 und 1949 schenkte sie ihren Söhnen Fred und Walter das Leben.

Vom Mettlenhüsli ins Opfersbühlhüsli
Im Jahre 1938 bot sich die Möglichkeit, das obere Opfersbühlhüsli von Hans Thalmann von der Bäckerei Thalmann in Pacht zu übernehmen. Das Mettlenhüsli wurde für sehr wenig Geld verkauft. Im Jahr 1942 kaufte die Familie Aregger das Heimetli Opfersbühlhüsli, weil es sonst anderweitig verkauft worden wäre, für 6'000 Franken. Dieser Betrag wurde mühselig zusammengekratzt. Der Vater betrieb weiterhin seine Schuhmachertätigkeit und baute eine Schuhmacherwerkstatt an, wo er in der warmen Jahreszeit arbeiten konnte. Im Winter verlegte er den Arbeitsplatz in die Wohnstube nahe des einen Stubenfensters, wo er dann jeweils so lange arbeitete, wie es das Tageslicht erlaubte.

32 Jahre bei der Ritex gearbeitet
Um die Familie zu ernähren, begann Elisa Aregger 1953 in der Kleiderfabrik Ritex (Roth-Iseli-Textilien), in Willisau zu arbeiten. Bei dieser Firma, die später ihren Sitz nach Schötz verlegte, leistete sie Akkordarbeit bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1985. Die Arbeit war sehr hart. Elisa Aregger arbeitete sehr schnell, weshalb ihr wiederholt die Stückzahl heraufgesetzt wurde, auch einmal mit der Begründung, dass sie als Frau nicht so viel oder mehr verdienen dürfe als ihre männlichen Arbeitskollegen. Dies traf sie sehr hart. Sie war mehrmals nahe daran zu kündigen.

Wohnt seit 46 Jahren im Dorf
Am 19. Dezember 1953 starb Vater Josef Aregger 76-jährig und Sohn Niklaus trat die Besitznachfolge des Opfersbühlhüsli an. Die Patchworkfamilie schrumpfte zusehends. 1961 heiratete Nichte Berta, die im Opfersbühlhüsli aufgewachsen war und am 6. Januar 1967 verstarb Mutter Marie Aregger-Stadelmann im 82. Altersjahr. Daraufhin mietete Elisa die gemeindeeigene Altliegenschaft Nieder-Steinacher, um einen bequemeren und kürzeren Arbeitsweg zu haben. Im Steinacher hauste sie bis Ende Oktober 1997 und zog am 1. November ins Chalet Erika, wo sie bis zum Schlaganfall am 8. Mai 2007 wohnte.

Musik gab ihr die Sprache wieder zurück
Auf Grund ihrer starken Natur hat sie wohl diesen Hirnschlag überlebt. Es ist anzunehmen, dass sie zirka 20 Stunden in der Wohnung gelegen haben muss bis ärztliche Hilfe kam. Halbseitig gelähmt und mit Sprachverlust kam sie ins Spital nach Sursee, von wo sie nach zwei Wochen in die REHA Klinik nach Luzern gebracht wurde. Ihr Sohn Fred, der sie in dieser Zeit fast jeden Tag besuchte und ihr Musik vorspielte, ist überzeugt, dass sie dank der Musik ihre Sprache wieder gefunden hat. Nach zwei Monaten, im Juli 2007, kam sie zunächst in die Waldruh nach Willisau, von wo sie im Januar 2008 ins Altersheim nach Hergiswil zog. Grosses Glück hatte sie im Februar/März 2013, als sie gleich zwei Lungenentzündungen aneinander gereiht überstand. Dies mitunter auch wegen der guten Pflege durch das Pflegepersonal des St. Johann in dieser Zeit.

Grosses Vorbild
Urs Kiener hielt fest, dass Elisa Aregger für ihn ein grosses Vorbild ist. Trotz ihrer Einfachheit, ihrer strengen Jugendzeit und armen Verhältnissen stand sie immer mit beiden Beinen auf dem Boden und hat ihr Leben gut gemeistert, verbunden mit einer ansteckenden Prise Schalk und Humor. Deshalb gönne er ihr viele schöne Momente, Stunden, Tage und Jahre im St. Johann.

Gemeinderat und Gemeindeschreiber von  Hergiswil mit Elisa Aregger

Elisa Aregger flankiert von Gemeindeammann Pius Hodel (links) und Gemeindepräsident Urs Kiener. Hinten von links: Gemeinderat Markus Kunz, Sozialvorsteherin Anna Christen, Gemeinderätin Renate Ambühl und Gemeindeschreiber Matthias Kunz.

Bild Peter Helfenstein