Gemeinderat gratulierte Anna Wermelinger zum 90. Geburtstag

Am Mittwoch, 13. November 2013, waren der Hergiswiler Gemeinderat und Gemeindeschreiber bereits wieder im St. Johann anzutreffen. Sie gratulierten Anna Wermelinger-Röösli zum 90. Geburtstag und überbrachten ihr gute Wünsche, eine Orchidee und ein flüssiges Geschenk.

Peter Helfenstein

eim vormittäglichen Gratulationsbesuch des Hergiswiler Gemeinderats und Gemeindeschreibers gratulierte Gemeindepräsident Urs Kiener im Namen des Rats und der ganzen Bevölkerung Anna Wermelinger zum hohen Geburtstag und wünschte ihr viel Glück und Segen.

Für 1.25 Schweizer Franken im Tag Torf gestochen
Bei seiner Tischrede erwähnte Urs Kiener, dass Anna Röösli im Himmelreich in Grosswangen das Licht der Welt erblickte. Als sie bei Lehrer Roman Martin Arnet-Bächler (1860-1937) die 6. Primarklasse besuchte, waren in dieser Klasse 60 Schüler. Auf einem Klassenfoto, welches Urs Kiener zeigte, lag vor jedem Schüler nicht etwa ein Tablet, sondern die gute alte Schiefertafel.

Urs Kiener zeigte ein Klassenfoto als Anna Röösli in Grosswangen die 6. Klasse besuchte.

Bild Peter Helfenstein

In den Jugend- und zugleich harten Kriegsjahren stach Anna Röösli im nahegelegenen Ostergau Torf. Die Torfziegel brauchte man damals vorwiegend zum Heizen. Urs Kiener wusste zu berichten, dass der Taglohn sage und schreibe 1.25 Schweizer Franken betrug. Robert Müller vom Ostergau, ein Kenner des Torfstechens, habe ihn über die Torfstecherei informiert und erzählt, dass bis zu 70 Personen, vor allem Frauen, gleichzeitig am Torfstechen waren, weil sich die Männer im Aktivdienst befanden. Zum Taglohn habe Müller folgende Bemerkung gemacht: «Frau Wermelinger muss eine besonders fleissige Frau gewesen sein. Der Taglohn war in der Regel 1.10 Schweizer Franken und die Geräte mussten selber mitgebracht werden.» Im Agrarmuseum Alberswil holte Urs Kiener Anschauungsmaterial und zeigte es den Anwesenden: Zwei Torfstechgeräte und ein Gerät, womit man Tresterstöckli herstellte. Tresterstöckli wurden früher ebenfalls zum Verbrennen hergestellt.

Pioniere in Sachen Hirschhaltung
Um 1941 diente Anna Röösli zusammen mit ihrer Schwester Maria in einem Hotel in Davos. Durch die Heirat 1944 mit Josef Wermelinger kam Anna Röösli nach Hergiswil. Zuerst wohnte die junge Familie auf dem Hof Gross-Salbühl, zu dem auch der Schlangenacher gehörte. Nachdem der Schlangenacher später abgetrennt und Haus und Scheune neu gebaut wurden, wuchsen dort ihre vier Kinder auf. Auf dem Hof gab es neben den Kühen und Schweinen einen grossen und gepflegten Garten. Mit der Hirschhaltung schlüpfte die Familie Wermelinger in eine Pionierrolle. Es war weit und breit der erste derartige Betrieb. Anna Wermelinger strickte viel und sie beherrschte den Strickapparat aus dem Effeff. Vor sechs Jahren zog Anna Wermelinger in eine betreute Alterswohnung. Seit einem Jahr wird sie im St. Johann vom Personal liebevoll gepflegt und betreut.

«Passoa» hält jung
Sozialvorsteherin Anna Christen überreichte Anna Wermelinger eine Flasche «Passoa» und erklärte, dass «Passoa» nicht nur das Lieblingsgetränk der Jungen sei, sondern auch der Jubilarin. «Dank Passoa ist Anna Wermelinger so jung geblieben», meinte die Rednerin. Gemeindeammann Pius Hodel beschenkte die Jubilarin mit einer wunderbaren Orchidee.