Die Elektra feierte ihr 100-jähriges Bestehen

Am Samstag, 20. April, feierte die Genossenschaft Elektra Hergiswil-Dorf im Gasthaus zum Kreuz ihr 100-Jahr-Jubiläum. Bruno Grüter wurde zuvor an der Generalversammlung zum Nachfolger des bisherigen Genossenschaftspräsidenten Isidor Birrer gewählt.

Peter Helfenstein

Die denkwürdige 100-Jahr-Feier begann mit der 100. ordentlichen Generalversammlung (GV) in der Napf Galerie des Gemeindehauses. In einer Schweigeminute gedachten die Anwesenden des verstorbenen Mitglieds Hans Pfäffli, der während einigen Jahren seine Kraft auch als Gemeindepräsident der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte.
Der Präsident der Elektra Hergiswil-Dorf, Isidor Birrer, führte speditiv durch die GV. Nebst den üblichen Geschäften standen Wahlen an. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Irma Buob, Bruno Grüter, Matthias Schwegler, Bruno Unternährer und Franz Wermelinger wurden einstimmig wiedergewählt. Bruno Grüter wurde als Nachfolger von Isidor Birrer zum neunten Präsidenten in der Geschichte der Elektra Hergiswil-Dorf gewählt. Isidor Birrer wurde 1981 als Aktuar in den Vorstand gewählt und stand der Genossenschaft seit 1997 als Präsident vor. Die bisherigen Rechnungskommissionsmitglieder Beat Kurmann (Präsident), Pius Wermelinger und Philipp Wiprächtiger wurden ebenfalls für weitere vier Jahre gewählt. Isidor Birrer dankte allen, die ihn in den letzten 32 Jahren «getragen und ertragen» haben. Nach der GV trafen sich die Genossenschafter und Gäste zum Apéro im Wigeresaal des Gemeindehauses.

Bruno Grüter und Isidor Birrer

Isidor Birrer (rechts) gratuliert seinem Nachfolger Bruno Grüter zur Wahl als Präsident der Elektra Hergiswil-Dorf

Bild Peter Helfenstein

Gala im Gasthaus zum Kreuz
Zur 100-Jahr-Jubiläumsfeier begrüsste Isidor Birrer im festlich hergerichteten Saal des Gasthauses zum Kreuz die ehemaligen Vorstandsmitglieder der Elektra, zahlreiche Gäste und Genossenschaftsmitglieder. Unter den Gästen befanden sich Vertreter der CKW, der Elektra-Genossenschaften von Luthern, Ufhusen und Opfersei, der gesamte Hergiswiler Gemeinderat und ein Vertreter der kirchlichen Behörde Hergiswils. Im Weiteren begrüsste er den Verfasser der Festschrift «100 Jahre Elektra Hergiswil-Dorf», Klaus Zihlmann, sowie Peter Helfenstein, welcher für das Layout der Festschrift verantwortlich zeichnete. Isidor Birrer wies auf den aufgehängten Davidstern hin. Von diesem Jahr an wird in der Advents- und Weihnachtszeit die Dorfstrasse von 23 Sternen beleuchtet. Diese Beleuchtung stellt neben der Festschrift das zweite Geschenk der Elektra an die Bevölkerung dar.

Glühlampe, Krähe und Bart
Gemeindepräsident Urs Kiener überbrachte der Elektra Hergiswil-Dorf im Namen des Gemeinderates und der ganzen Hergiswiler Bevölkerung die Gratulation zu ihrem 100. Geburtstag. Er lobte die sehr gelungene Jubiläums-Festschrift und bezeichnete diese als wertvolles Zeitdokument. In der Festschrift stosse man auf Überraschendes, Kurioses sowie auf Menschen und Persönlichkeiten, welche die Elektra-Genossenschaft geprägt haben. Anhand einer mitgebrachten Glühbirne, einer ausgestopften Krähe und einem Samichlausbart zeigte Urs Kiener drei persönliche Ereignisse auf, bei denen die Elektrizität eine Rolle spielte. Die Glühbirne erinnere ihn an den Physikunterreicht beim damaligen Sekundarlehrer Albert Affentranger. Eine Krähe legte kurz vor der Melkzeit die Trafostation Mühlematt lahm. Der Schaden konnte zwar innert nützlicher Frist behoben werden, aber von der Krähe blieben nur noch die Federn übrig. Und zu guter Letzt erinnere ihn der Bart an den Sturm Lothar im Jahr 1999. Damals standen der Elektriker Toni Schwegler und seine Mitarbeiter Tag und Nacht im Einsatz und reparierten das schwerbeschädigte Leitungsnetz und hatten keine Zeit, sich zu rasieren. Zum Schluss dankte Urs Kiener der Elektra für die wunderschöne Weihnachtsbeleuchtung und liess Isidor Birrer durch Sozialvorsteherin Anna Christen einige Flaschen Wein und eine Urkunde überreichen.

Die CKW als grosser Bruder
Heinz Beeler, Leiter Geschäftsbereich Netze CKW, zog mit seiner Ansprache die Geburtstagsrunde in seinen Bann. In Anspielung auf die Glühlampe von Urs Kiener meinte der Redner, dass damals bei der ersten Anwendung der Elektrifizierung immer die Beleuchtung im Vordergrund stand. Er gab zu bedenken, dass die Stromversorgung früher nicht alle Leute erfreut habe. In einem Protokoll der CKW habe er gelesen, dass damals «Störungen durch böswilliges Werfen von Gegenständen auf die Leitungen» verursacht wurden.
«Es tönt vielleicht etwas überheblich, aber die CKW fühlt sich ein bisschen wie der grosse Bruder der diversen Elektra-Genossenschaften, welche heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern», sagte Heinz Beeler. Das Familienglück sei geprägt durch gutes kameradschaftliches Miteinander. Logischerweise habe man aber auch Auseinandersetzungen, wie beispielsweise bei Strompreisdiskussionen.
Heinz Beeler zeigte auf, dass es nicht leicht sei, mittel- bis langfristig aus der Kernenergie auszusteigen. Bei der Realisierung von neuen Wasserkraftwerken könne es sein, dass das Projekt wegen «irgendeines Fisches» gestoppt werden müsse. Auch bei der Realisierung von Photovoltaik gebe es Widerstand, weil die Anlage nicht ins Dorfbild passe. Windräder machen mit ihrem Geräusch in der Nähe der Herzfrequenz Probleme oder es könnten einige Fledermäuse durch sie erschlagen werden. Es sei für die Ingenieure der CKW sehr anspruchsvoll, die Energiewende in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren anzugehen, um eine sichere Stromversorgung zu vernünftigen Preisen zu erreichen.
Unter der Prämisse der Gleichbehandlung spendet die CKW den Elektras jeweils einen bestimmten Geldbetrag mit dem Ziel, dass die Elektras diese Spende einem gemeinnützigen Zweck in der Gemeinde zuführen. Der Vorstand der Elektra Hergiswil-Dorf hat entschieden, dass er die Spende für den Bau des neuen Brunnens beim Altersheim weitergibt. Sozialvorsteherin und Baukommissionspräsidentin für den Umbau des St. Johann, Anna Christen, bedankte sich bei der CKW für das Geschenk und der Elektra für dessen Weiterleitung. Sobald das Wasserspiel funktioniere, werde sie Heinz Beeler und Isidor Birrer zur Besichtigung einladen.

Gratulation und Glückwünsche der umliegenden Elektras
Der Präsident der Elektra Opfersei meinte, dass die Elektrifizierung im Luzerner Hinterland vor 100 Jahren nicht wie gewünscht voranging. Deshalb entstanden die Elektras in Luthern, Hergiswil und Ufhusen, deren Hauptaufgabe die Erstellung eines elektrischen Netzes in einer topografisch schwierigen Gegend war. «Es gibt zwischen den Elektras keinen Konkurrenzkampf, sondern ein gesundes Konkurrenzdenken», hielt Toni Wermelinger fest. Gemeinsam suchen die vier Elektras nach Lösungen zugunsten ihrer Kundschaft und letztendlich auch für die Region. Im Namen der Elektra Luthern, Opfersei und Ufhusen gratulierte Wermelinger der Elektra Hergiswil-Dorf zum 100-Jahr-Jubiläum. Er wünschte ihr viel Durchhaltewillen, Weitsicht und eine glückliche Hand bei der Umsetzung der künftigen, nicht ganz einfachen, Energiepolitik. Toni Wermelinger überreichte dem Vorstand der Elektra Hergiswil-Dorf ein Couvert, dessen Inhalt einen nicht ganz uneigennützigen Zweck verfolge.

Hergiswil zur Gründungszeit der Elektra
Nach dem Hauptgang hielt der ehemalige Gemeindeschreiber Klaus Zihlmann ein Referat zum Thema «Hergiswil um 1900». Anhand einer Dufourkarte aus dem Jahr 1865 und alten Fotos zeigte er auf, wie das Dorf bei der Gründung der Elektra Hergiswil-Dorf im Jahr 1913 ausgesehen hat. «Wenn man die Baukosten des um 1899 erstellten neuen Schulhauses von 69‘500 Franken in Relation zu den Bruttokosten der Elektrifizierung von rund 50‘000 Franken setzt, so erstaunt es nicht, dass bei der damaligen Behörde gewisse Ängste gegenüber der Elektrifizierung vorhanden waren», gab Klaus Zihlmann zu bedenken.

Luftiges Geschenk für Isidor Birrer
Bei der Verabschiedung des bisherigen Präsidenten Isidor Birrer betonte Franz Wermelinger, dass der Vorstand das umsichtige Wirken und vernetzte Denken Isidor Birrers vermissen werde. Aber nach 32 Jahren im Vorstand der Elektra habe Isidor Birrer den Ruhestand mehr als verdient. Die bekannte Hergiswiler Sagenerzählerin Maria Kunz schrieb zu Ehren des zurückgetretenen Präsidenten «D‘Sag vom Fäderebaron». «Fäderebaron» deshalb, weil Isidor Birrer viele Jahre beruflich mit Hühnern und Eiern zu tun hatte. Die spannende Geschichte schildert und ehrt das grosse Wirken von Isidor Birrer. Die Sagenerzählerin verriet jedoch zur Freude des Publikums auch einige bislang unter grösster Geheimhaltung stehende Missgeschicke des Zurückgetretenen. Franz Wermelinger dankte Isidor Birrer für das 32-jährige Wirken im Vorstand und die kollegiale Zusammenarbeit. Er beschenkte den Matterhornbesteiger Isidor Birrer mit einem Helikopterflug-Gutschein, damit er das Matterhorn aus der Vogelperspektive betrachten könne. Isidor Birrer war von der Sage und vom Geschenk sehr berührt und bedankte sich bei Maria Kunz und dem Vorstand.

Luftiges Geschenk für Isidor Birrer

Isidor Birrer (links) sieht in Gedanken bereits das Matterhorn. Franz Wermelinger (rechts) überreichte ihm zuvor einen Helikopterflug-Geschenkgutschein und das Modell eines Helikopters.

Bild Peter Helfenstein

Stefan Schärli führte sehr humorvoll und professionell durch die eindrückliche 100-Jahr-Feier und sorgte mit seiner Moderation für eine aufgeräumte Stimmung und viel Schmunzeln Sowohl beim Apéro als auch im Gasthaus zum Kreuz spielte unter der Leitung von Alois Gassmann die Blaskapelle Napfgold zur Unterhaltung auf.