35. Schweizerische Holzspaltmeisterschaft

Drei Heimsiege feierten die organisierenden Napfholzspalter an der diesjährigen Schweizerischen Holzspaltmeisterschaft. Der in der Laufsportszene bestens bekannten Judith Aregger gelang eine kleine Sensation.

Peter Helfenstein

An welcher anderen Schweizer Meisterschaft ist der beste Wettkämpfer auch noch Organisator, Speaker, Betreuer und Preisverteiler? Wohl an keiner. Doch das alles war der «Holzerkönig» Franz Roos, ein Mitglied der Napfholzspalter, an der 35. Schweizerischen Holzspaltmeisterschaft. Zu dieser fanden sich an diesem Wochenende 99 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Hergiswil ein. Zu alledem brachte Franz Roos das Kunststück fertig, beide Durchgänge der Elite-Kategorie, den ersten gar in rekordverdächtigen 34,49 Sekunden, mit Bestzeiten zu absolvieren. Er nahm seinem schärfsten Rivalen, dem Urner Werner Tresch aus Bristen, insgesamt über 23 Sekunden ab und feierte einen überlegenen Sieg.

Die Spielregeln beim Holzspalten sind einfach. Es gilt je vier tannige und buchige Rundhölzer von 25 cm Länge in möglichst kurzer Zeit in vier ungefähr gleich grosse Teile zu spalten. Vor Wettkampfbeginn werden die Holzrugel mit einem Lappen gereinigt, damit diese während der Arbeit nicht aus den Händen gleiten. Alte Füchse schauen sich hierauf die Hölzer genau an, um herauszufinden, in welcher Reihenfolge sie ihnen an den Kragen wollen. Dann werden die acht Rugel einzeln auf den Boden gestellt. Nach dem Glockenzeichen und dem Glückwunsch «Gut Holz» des Speakers kann es losgehen: Uhr in Gang setzen, Holz spalten, Axt wieder in den Spaltstock schlagen, die 32 Stücke in den bereitgestellten Harass versorgen und Uhr eigenhändig stoppen.

Erwin Lustenberger siegte
Zum ersten Mal startete der Napfholzspalter-Obmann Erwin Lustenberger zu Hause in der Kategorie Senioren und gehörte damit zu den Favoriten. Auf Platz eins nach dem ersten Durchgang liegend, gab er sich vorsichtig optimistisch und meinte: «Ein schlechtes ‹Tötschi› und es ist passiert. Abgerechnet wird am Abend.» Aber Lustenberger verlor im zweiten Durchgang auf den Zweitplatzierten des ersten Durchgangs, Jakob Herger sen. aus Flüelen, nur elf Hundertstelsekunden und konnte damit den Schweizer-Meister-Titel erringen. Konrad Imfeld aus Muotathal überholte im zweiten Durchgang den nach dem ersten Durchgang vor ihm liegenden August Imfeld aus Alpnach Dorf und wurde Zweiter.

Erwin Lustenberger auf dem Weg zum Schweizermeister

Schweizer Meister Erwin Lustenberger auf dem Weg zum Schweizer-Meister. Assistiert wird er von der Schweizer-Meisterin Judith Aregger.

Bild Peter Helfenstein

Nicht etwa in ihrer Parade-Sportart, dem Laufen, wurde Judith Aregger Schweizer-Meisterin, sondern im Holzspalten. Nach dem ersten Durchgang lag sie noch mit 2,15 Sekunden Rückstand auf dem dritten Platz. Vor ihr klassierten sich Margrit Ziegler aus Flüelen und Evelyne Wicki aus Sörenberg. Judith Aregger liess sich von ihrem Bruder Franz Roos betreuen. Zusammen analysierten sie vor dem zweiten Durchgang die zugelosten drei tannigen und buchigen Rundhölzer. Judith Aregger kämpfte wie eine Löwin und es gelang ihr, die Bestzeit im zweiten Durchgang zu realisieren. Ziegler rutschte vom ersten auf den zweiten Platz und die Zweitplatzierte des ersten Durchgangs, Evelyne Wicki, fiel auf den vierten Schlussrang zurück. Auf den dritten Rang schob sich Marianne Jauch aus Bristen.

Es mangelt an Nachwuchs
Speaker Walter Dubach gab zu bedenken, dass es schweizweit ein Problem mit dem Holzspalternachwuchs gäbe. Er rief deshalb vierzehnjährige Mädchen und Knaben auf, sich bei den Napfholzspaltern zu melden, damit ihnen diese vor dem Schlussdurchgang der Elite eine kurze Einführung ins Holzspalten geben können. Leider fiel diese Lektion aus, weil sich niemand meldete. Immerhin waren bei den Junioren sechs Teilnehmer am Start, die, wie die Damen, je drei buchige und tannige Rundhölzer spalten mussten. Aus Sicherheitsgründen müssen die Vierzehn- bis Achtzehnjährigen den Halm der Axt beidhändig führen. Der zweite Durchgang änderte nichts auf den ersten drei Plätzen und so liess sich Joel Amgarten als Schweizer-Meister feiern. Schweizer-Meisterin der Juniorinnen wurde die einzige Startende, Marianne Schneider aus Reutigen.

Ausgezeichnete Organisation
Die Napfholzspalter haben nach 2010 wiederum ausgezeichnete Arbeit geleistet. Viele Freiwillige, Gross und Klein, trugen zum reibungslosen Wettkampfverlauf bei. Und die Napfholzspalter konnten einen attraktiven Gabentempel präsentieren. Das Kalb, welches der Geschäftsleiter der migrolino Sursee, Beat Roos, spendete, nahm Karl Odermatt mit nach Hause. Bei der Rangverkündigung konnte der Präsident der Schweizer Holzspalter, Beat Buser, den Napfholzspalter Erwin Lustenberger für seinen 100. Eichenlaubkranz ehren. Im Weiteren konnte er Franz Roos zum Sieg der Jahresmeisterschaft 2012 im Holzspalten gratulieren. Beim Schätzwettbewerb gewann Hermann Aregger-Roos das Schwein, dessen Gewicht 40,952 Kilogramm betrug. Er lag mit seiner Schätzung 48 Gramm daneben. Die Ländlerfrönde Hergiswil am Napf erfreuten das Publikum während des Mittagessens und am Nachmittag mit ihrer Musik.

Auszug aus der Rangliste. Herren Elite: 1. Franz Roos, Uffikon, 01:21,14; 2. Werner Tresch, Bristen, 01:44,85; 3. Josef Durrer, St. Niklausen, 01:48,60; 4. Karl Odermatt, Menzberg, 01:51,58; 14. Ernst Flückiger, Hergiswil, 02:06,53; 25. Walter Dubach, Hergiswil, 02:22,45; 28. Michael Kurmann, Hergiswil, 02:22,76; 29. Andreas Kurmann, Hergiswil, 02:25,07; 40. Pius Bucher, Menzberg, 03:19,28. Senioren: 1. Erwin Lustenberger, Hergiswil, 01:46,00; 2. Jakob Herger sen., Flüelen, 01:48,59; 3. Konrad Reichlin, Muotathal, 01:49,33; 9. Anton Häfliger, Ebersecken, 02:18,66; 13. Vincenz Lustenberger, Hergiswil, 02:36,41; 15. Peter Odermatt, Rohrmatt, 02:40,51; 24. Hans Bucher, Hofstatt, 03:48,80. Damen: 1. Judith Aregger, Hergiswil, 02:02,85; 2. Margrit Ziegler, Flüelen, 02:03,97; 3. Marianne Jauch, Bristen, 02:05,74; 10. Eliane Dubach, Hergiswil, 02:42,92. Junioren: 1. Joel Amgarten, Giswil, 02:05,77; 2. Andy Kiser, Giswil, 02:23,28; 3. Rinaldo Cresta, Flühli, 02:28,40. Juniorinnen: 1. Marianne Schneider, Reutigen, 03:32,06.