Einsegnung und Bauabnahme von neuen Güterstrassen

Wie ein roter Faden zog sich an der offiziellen Eröffnung von drei neuen Güterstrassen die Erkenntnis durch, dass Projekte dieser Art nur dann erfolgreich sein können, wenn alle am gleichen Strick ziehen.

Peter Helfenstein

Die Freude über die neuen Strassen stand den Anstössern ins Gesicht geschrieben. Sie scheuten keinen Aufwand, um die offizielle Eröffnung zu einem würdigen Anlass zu machen. Bereits beim Hof Hinter-Wiggern 1 bewirteten die Familien Schärli, Brachbühl, und Isenschmid die Eingeladenen mit Kaffee und Kuchen.

Strassen verbinden
Diakon Hubert Schumacher meinte, dass Strassen nicht nur Ortschaften und Höfe verbinden, sondern vor allem auch Menschen. Damit ein Strassenprojekt verwirklicht werden könne, brauche es den guten Willen jedes Einzelnen. Im Segensgebet bat er Gott, die Strasse zu segnen, die Menschen miteinander zu verbinden und ihre Hilfsbereitschaft zu stärken. Gott möge alle Menschen, die auf dieser Strasse zu Fuss oder mit Fahrzeugen unterwegs sind, vor Unheil und Gefahren bewahren. Mit Weihwasser besprengte Schumacher die neue Strasse und die Anwesenden. Der zwölfjährige Martin Schärli, ein Sohn von Alois und Vreni Schärli-Arnold, und Sozialvorsteherin Anna Christen schnitten gemeinsam das gelbe Band entzwei und übergaben damit die Brachbühlstrasse offiziell ihrer Bestimmung.

Diakon Hubert Schumacher segnet die neue Strasse nach Brachbühl.

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Der zwölfjährige Martin Schärli, ein Sohn von Alois und Vreni Schärli-Arnold, und Sozialvorsteherin Anna Christen schnitten gemeinsam das gelbe Band entzwei und übergaben damit die Brachbühlstrasse offiziell ihrer Bestimmung.

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Gute Arbeit geleistet
Hierauf wurde die betonierte Strasse abmarschiert. Die Verantwortlichen hielten allfällige Schäden im Abnahmeprotokoll fest. Die kleinen Mängel bei den Fugen, erklärte Robert Amrein, Projektleiter, seien nichts Aussergewöhnliches, weil Betonstrassen in einem Guss errichtet werden. Wenn man nicht genau den richtigen Moment erwische, könne es passieren, dass der Beton beim Abbinden reisst, bevor die Schnitte gemacht werden. Seiner Meinung nach wäre es unverhältnismässig, die etwas zu hohen Schächte abzusetzen. Wenn es sich jedoch im Verlauf der nächsten zwei Jahre herausstellen sollte, dass die Schächte tatsächlich zu hoch sind, so würden sie durch die Bauunternehmung abgesetzt.

Die Strasse nach Brachbühl wird abgeschritten und es werden allfällige Mängel notiert. Von links: Guido Müller, Walter Grüter (verdeckt), Josef Bannwart, Alois Schärli, Robert Amrein, Emil Peyer, Hubert Schumacher, Isidor Birrer und Othmar Suppiger, Kassier der Strassengenossenschaft Kanzelgraben.

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Jungen Familien eine Zukunft geben
Beim Ausgangspunkt der Strasse zur Rossweid versammelten sich wiederum alle, um eine weitere Strasse einzuweihen. Hoch oben war auf einem Brett zwischen zwei Tannen folgende Inschrift zu lesen: «2011. Herzlich willkommen zur Bauabnahme». Hier begrüsste Meliorationspräsident Isidor Birrer Robert Amrein (Abteilung Strukturverbesserungen der Dienststelle Landwirtschaft und Wald [lawa], Sursee), Guido Müller (PlanQuadrat AG, Willisau), eine Viererdelegation des Hergiswiler Gemeinderats, den Gemeindeschreiber, Josef Bannwart (Präsident der Strassengenossenschaft Kanzelgraben), Emil Peyer, Philipp Stutz, Hubert Schumacher sowie Strassengenossenschafter. Nachdem Hubert Schumacher auch die Strassen zur Rossweid und Unter-Fluh gesegnet hatte, dankte Josef Bannwart nach allen Seiten. Er wies darauf hin, dass es wichtig sei, miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten. Die Strassen geben den jungen Familien mit Kindern eine Zukunft. Wenn keine Strassen gebaut werden, dann verlottert alles und die Gegend stirbt aus. Und er stellte die Frage: «Wer ist nicht stolz, da hinten in dieser schönen Gegend zu wohnen?» Mit den Worten «Freude herrscht» lud er die Anwesenden ein, auf die neuen Strassen anzustossen. Im Anschluss an den Apéro durften die drei Kinder von Erich und Vreni Bannwart-Suppiger das rote Band, welches über die Strasse gespannt war, entzweischneiden. Nach der Begehung und Prüfung der Strassen zur Rossweid und Unter-Fluh lud die Genossenschaft zum Zvieri ins Restaurant Sageli ein.

Matthias, Linda und Nadine Bannwart haben das rote Band entzweigeschnitten und signalisieren damit die offizielle Eröffnung der Strasse.

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Kosten gesamthaft unterschritten
Nach dem Zvieri erläuterte der Projektverfasser und örtliche Bauleiter Guido Müller den Bauverlauf und die Kosten. Die Strasse nach Brachbühl wurde vom Oktober 2010 bis Juli 2011 gebaut. Wegen des Wintereinbruchs konnte sie erst 2011 betoniert werden. Sie ist 815 Meter lang, wovon die ersten 145 Meter einen Asphaltbelag aufweisen. Die Gesamtkosten für die Strasse waren mit 395'000 Franken veranschlagt, die Abrechnung ergab den Betrag von Fr. 396'636.55. Ein Laufmeter der 670 Meter langen und drei Meter breiten Betonstrasse kostete 430 Franken. Die Strassen zur Rossweid und zur Unter-Fluh wurden vom August 2010 bis August 2011 realisiert. Hier konnte der Voranschlag von 925'000 Franken um Fr. 18'376.80 unterschritten werden. Der Laufmeter der 930 Meter langen und drei Meter breiten Strasse zur Rossweid mit der Zufahrt Küferhüsli (130 Meter lang, 2,50 Meter breit) kostete 410 Franken. Weil es sich bei der Strasse zur Unter-Fluh teilweise um eine Neuanlage handelt, bei der grosse Erdverschiebungen vorgenommen werden mussten, belief sich der Laufmeterpreis der 450 Meter langen und drei Meter breiten Strasse auf 510 Franken. Die alte Strasse entlang des Baches wurde urbanisiert und oben dient sie bis zum Waldanfang als Bewirtschaftungsweg. Guido Müller bedankte sich im Namen der PlanQuadrat AG für den Auftrag und beendete damit seine Ausführungen.

Neue Strassen als Aushängeschilder
Robert Amrein, welcher die Oberaufsicht hatte, ist überzeugt, dass das fachmännisch auf einem sehr hohen Niveau gebaute Werk sehr gut in die Landschaft eingebettet ist und für die drei Bauernfamilien eine Erleichterung bringt. Das Projekt ist so speziell, dass es im demnächst erscheinenden Werbefilm fürs lawa als Aushängeschild dient. Amrein richtete allen Beteiligten seinen besten Dank aus. Insbesondere hob er die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, vorab mit Gemeindeammann Walter Grüter hervor, mit dem er sehr engen Kontakt habe.
Gemeindepräsident Beat Thalmann ist froh, dass wieder über zwei Kilometer Strassen gebaut sind. Von den ursprünglich angestrebten gut 100 Kilometern Gemeinde- und Güterstrassen sind nun rund 80 Kilometer errichtet. Auch er dankte allen Beteiligten, im Speziellen Robert Amrein, Isidor Birrer und Josef Bannwart.