«Vergiss die Freude nicht!»

Am Montag, 3. Mai, versammelten sich im St. Johann zahlreiche Gäste und sowie der Hergiswiler Gemeinderat und Gemeindeschreiber, um zusammen mit Frieda Kropf-Schütz deren 100. Geburtstag zu feiern.

Peter Helfenstein

Bei seiner Tischrede gratulierte Gemeindepräsident Beat Thalmann der Jubilarin und hob hervor, dass sie noch «guet zwäg» ist und trotz einigen Altersbeschwerden immer noch gerne redet. Die Luft im St. Johann müsse ja besonders gut sein, denn sie ist die zweitälteste Bewohnerin. Sie trat erst im Alter von 98 Jahren ins St. Johann ein und ist damit wohl die älteste Person, die in diesem hohen Alter jemals ins Hergiswiler Altersheim einzog. Bis vor zwei Jahren wohnte sie in einer betreuten Alterswohnung im Steinacher 2, wo sie selber haushaltete.

Vorgezogener Geschenkbezug
Frieda Kropf hat es dem Gemeinderat mit dem Geschenk leicht gemacht. Sie teilte ihm ihren Wunsch bereits vor einem halben Jahr mit. Sie wünschte sich zum 100. Geburtstag einen Stuhl, den sie sah, als Stühle für die neue Bestuhlung des Speisesaals zum Probesitzen zur Auswahl standen. Einer dieser Stühle gefiel ihr besonders gut, weil sie ihre Handtasche dranhängen konnte. Weil Frieda Kropf den Stuhl sofort wollte, musste sich der Gemeinderat an einer Sitzung damit befassen. Sie argumentierte, dass sie möglicherweise den 100. Geburtstag gar nicht erleben würde und so vom Stuhl nicht mehr profitieren könne. Mit ihrer legendären Durchsetzungskraft zwang sie auch den Gemeinderat in die Knie, so dass ihr dieser den Stuhl bereits vor einem halben Jahr übergab. Heute brachte ihr der Gemeinderat deshalb «nur» Blumen und die obligate Gratulationskarte. Thalmann wünschte der Jubilarin gute Gesundheit und viel Glück im neuen Jahrhundert. Singend und begleitet von Handorgelklängen durch Oskar Spiess, wünschten die Anwesenden der Jubilarin zum Geburtstag viel Glück.

Ihr Lebensmotto
Hedy Beutler-Kropf, die Tochter der Jubilarin, bedankte sich im Namen ihrer Mutter, insbesondere für den komfortablen Stuhl und für die liebevolle und kompetente Umsorgung im St. Johann. Sie habe vorbildliche Eltern gehabt und mit ihren zwei Brüdern in Hergiswil eine sorglose Jugend erlebt. Später sei sie froh gewesen, wenn ihre Mutter zum Hüten der eigenen Kinder nach Interlaken kam. Dann hätte ihre Mutter jeweils gesagt: «Wenn alles nichts mehr nützt, dann kommt der schlaue Schütz.» Die Rednerin meinte, dass zu Hause ihr Vater die Hosen getragen habe, aber die Mutter gesagt hätte welche. Hedy Beutler wünschte ihrer Mutter Gottes Segen und dass sie so bleibt wie sie ist, auch wenn sie ein bisschen «chefli». Mit dem Lebensmotto ihrer Mutter - «Vergiss die Freude nicht!» - und einem Lobgedicht auf die Mutter schloss Hedy Beutler ihre Ansprache.

«Anton» bekam einen Korb
Die Gäste begleiteten hierauf die Jubilarin, die mit einem Gemeinderat tanzte, zum Apéro ins Plauderstübli, um aufs Wohl der Jubilarin anzustossen. Hier wurde Frieda Kropf von Pflegerinnen mit einem nicht alltäglichen Geschenk überrascht. Als sie nämlich von diesen vor einiger Zeit gefragte wurde, was sie sich zum 100. Geburtstag wünschte, antwortete sie: «Einen Mann.» Nach einer Weile fügte sie hinzu: «Aber einen Pflegefall möchte ich dann nicht.» Zum mitgebrachten bärtigen «Anton» meinte die Jubilarin, nachdem sie ihn kritisch gemustert hatte: «Der gefällt mir gar nicht.»

Frieda Kropf-Schütz und Gemeinderat Urs Kiener

Tanzend begaben sich Frieda Kropf und Gemeinderat Urs Kiener ins Plauderstübli zum Apéro.

Bild Peter Helfenstein

Nach dem feinen Mittagessen aus der St. Johann-Küche trafen noch mehr Gäste ein, um der liebenswürdigen Jubilarin ihre Aufwartung zu machen. Gut gelaunt genoss die Hundertjährige den Trubel um ihre Person – ohne dabei müde zu werden.

Willisauer Bote vom Dienstag, 11. Mai 2010 {PDF 0.241 MB}