Eine Schürze zum 101. Geburtstag

Zu ihrem 101. Geburtstag erhielt Sofie Kunz-Albisser aus der Hand der Sozialvorsteherin Anna Christen eine Schürze – symbolhaft für ihr arbeitsreiches Leben.

Peter Helfenstein

Der Hergiswiler Gemeinderat konnte sein Versprechen, welches er vor einem Jahr der 100-jährigen Sofie Kunz-Albisser machte, in die Tat umsetzen. Er besuchte am Montag, 11. August, die älteste Bürgerin Hergiswils im St. Johann – einen Tag nach ihrem Geburtstag.

Keine Autos und kein Telefon
Gemeindepräsident Beat Thalmann meinte, dass der Gemeinderat stolz sei, der ältesten Hergiswilerin – auch im Namen der ganzen Gemeinde - zu ihrem hohen Geburtstag gratulieren zu dürfen. Besonders freue es ihn, dass die Jubilarin noch «rächt guet zwäg» ist. Zur Feststellung von Beat Thalmann, dass der Gemeinderat ihr deshalb in den nächsten Jahren noch oft gratulieren werde, meinte Sofie Kunz: «Liäber ned.»
Sofie Kunz könne auf ein reicherfülltes Erdendasein zurückschauen. Sie sei immer sehr bescheiden gewesen und erzähle gerne aus alten Zeiten, sagte Thalmann. So sagte sie gleich selber, dass es in ihrer Schulzeit noch keine Autos gab in Hergiswil und um zu telefonieren hätte man stundenweise gehen müssen bis zum nächsten Telefon. «Und heute haben sie es im Sack», meinte sie lapidar. Weil Thalmann anlässlich ihres 100. Geburtstag bereits über ihr Leben erzählte, verzichte er diesmal darauf. Er gratulierte der Jubilarin herzlich zu ihrem 101. Geburtstag und wünschte ihr alles Gute, vor allem beste Gesundheit. Und wiederum versprach er ihr, dass der Gemeinderat in einem Jahr wieder hier sei, um ihr zum 102. Geburtstag zu gratulieren.

Symbolisches Geschenk
Die Sozialvorsteherin Anna Christen berichtete, dass der Gemeinderat sich Gedanken darüber gemacht habe, was man einer Hundertundeinjährigen zum Geburtstag schenken soll. Möglichkeiten gebe es viele, aber nicht alle seien passend. Etwas zum Essen? Nein, im St. Johann gibt es genügend zu essen. Etwas zum Lesen? Nein, denn wenn das Augenlicht nicht mehr gut ist, braucht man nichts zum Lesen. Ein Bild zum Anschauen? Nein, denn ihre Kinder zeigen ihr Fotos ihrer Enkel und Urenkel und das sei viel wertvoller. Geld schenken? Nein, denn sie lebe sehr sparsam und brauche nur etwas Geld fürs Heim. Obendrein fehle heute ferienhalber der Finanzchef Walter Grüter und da dürfe die Gemeinde kein Geld ausgeben. Könnten wir etwas zum Anziehen schenken? Da meinte die Jubilarin: «Ich brauche nicht viele Kleider.» Anna Christen fuhr weiter und sagte, dass sich der Gemeinderat gesagt habe, ihr etwas Symbolisches zu schenken. Weil sie ein Leben lang eine «Chrampferin» gewesen sei und auf dem Hof beim Arbeiten immer eine Schürze getragen habe, übergab Anna Christen der Jubilarin ein Schürze wie man sie früher trug. Der Gemeinderat will jedoch nicht, dass sie noch arbeitet, sondern im St. Johann verwöhnt wird und es schön hat, was sie nach der strengen Zeit verdient habe. Und darum schenkte ihr der Gemeinderat einen Gutschein für eine Fusspflege und –massage. «Diese Füsse, die damals weite Strecken bis zum nächsten Telefon zurücklegen mussten und beim Rechenschleppen mitgeholfen haben, die sollen nun ein bisschen verwöhnt werden», hielt Anna Christen fest.

Beat Thalmann und Sophie Kunz-Albisser

Die 101-jährige Sophie Kunz-Albisser lauscht der Tischrede von Gemeidepräsident Beat Thalmann.

Bild Peter Helfenstein

«Gehe nicht mehr abstimmen»
Sofie Kunz-Albisser nimmt nicht mehr an Abstimmungen teil. Sie sagt: «Die Sommerzeit wurde nicht angenommen und trotzdem wurde sie eingeführt. Die machen ja, was sie wollen.» Und sie zitierte ein kleines Gedicht, welches sie kreierte, als es im Frühling schneite, nachdem bereits die Sommerzeit begonnen hatte: «Wenn es draussen windet, stürmt und schneit, haben wir die unerwünschte Sommerzeit.» Bei angeregtem Gespräch mit der Jubilarin über die alte Zeit, genoss die kleine Festgemeinde das gemütliche Beisammensein.