Hoffnung für die Napfmilch AG

Der Richter hat einer Nachlassstundung der Napfmilch AG zugestimmt. Es bestehen berechtigte Hoffnungen, dass das Vorzeigeprojekt für die Selbsthilfe von Bauern gerettet werden kann.

Peter Helfenstein

Im einem Aktionärsbrief vom 20. Februar 2008 teilten der Präsident der Napfmilch AG, Bruno Wermelinger und der Vizepräsident, Viktor Peter, den Aktionärinnen und Aktionären mit, dass die Napfmilch AG überschuldet sei und dem Richter am 21. Februar 2008 ein Gesuch um Nachlassstundung stellen werde.

Weiter steht im Brief:
…«Die Napfmilch AG sah sich mit Problemen aus der Vergangenheit konfrontiert, die zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten führten und zur Folge haben, dass die Napfmilch AG ihren Verpflichtungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen kann. Mit dem Wechsel der Geschäftsführung im Herbst 2007 konnten die anstehenden Probleme in der Produktion, der Qualitätssicherung und im Controlling zwar nachhaltig gelöst werden, finanziell konnte sich das Unternehmen in dieser Zeit jedoch noch nicht erholen.

Mit dem Ziel, die Napfmilch AG wieder auf eine gesunde finanzielle Basis zu stellen, pflegten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung in den vergangenen Wochen einen engen Kontakt mit den Gläubigern. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wurde versucht, die Überschuldungsanzeige durch einen aussergerichtlichen Nachlass abzuwenden. Zum Bedauern des Verwaltungsrats sind diese Bemühungen jedoch an fehlenden Zusagen von Gläubigern gescheitert.

Die 1998 gegründete Napfmilch AG ist die Umsetzung eines Selbsthilfeprojektes. Landwirte der Gemeinde Hergiswil und weitere Aktionärinnen und Aktionäre haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam eine Aktiengesellschaft zur Produktion und zur Verwertung von Frischkäse und Frischmilchprodukten der regionalen Milchproduzenten gegründet. Dieser Vorgang setzte ein Zeichen für eine eigenständige und unternehmerische Landwirtschaft. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sind überzeugt, dass für die regionalen Produkte der Napfmilch AG nach wie vor ein realer Markt besteht.

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben die Hoffnung, dass eine Nachlassstundung bewilligt wird und Finanzierungspartner einen Überbrückungskredit gewähren, damit der Betrieb der Napfmilch AG in geeigneter Form weitergeführt werden kann.»

Napfmilch AG

Im Vordergrund die neue Produktionshalle der Napfmilch AG, Opfersei, die seit Januar 2007 in Betrieb ist.

Bild Peter Helfenstein

Breite Unterstützung zugesagt
Das Amtgericht Willisau hat das Gesuch der Napfmilch AG zwischenzeitlich bewilligt und einen Sachverwalter für die Weiterführung des Betriebes bestimmt. Damit erhält die Napfmilch AG eine Gnadenfrist von einem halben Jahr, um die Schulden abzutragen.
Laut verschiedenen Quellen gibt es momentan sehr positive Signale für die Rettung der Napfmilch AG. So sind die Abnehmer der Napfmilch-Produkte (Coop, Migros und Manor) ihrerseits bestrebt, den Umsatz zu steigern. Laufend sollen neue Produkte in den Verkauf kommen.
Sehr erfreulich entwickelt sich der Export von laktosefreien Joghurts und Quarks nach Deutschland. Die Napfmilch AG als Hersteller dieser laktosefreien Produkte liefert seit März 2007 nach Deutschland und im Moment ist eine steigende Nachfrage vorhanden.
Hoffnungsvoll sind auch finanzielle Zusagen von neuen Investoren, damit der Betrieb weitergeführt werden kann. Es bestehen somit berechtigte Hoffnungen, dass die Napfmilch AG weiter bestehen kann. Dies ist wichtig, damit Arbeitsplätze erhalten werden können und die Wertschöpfung in der Region verbleibt, waren dies doch in den letzten zehn Jahren rund 40 Millionen Franken. «Wir hoffen alle, dass die Napfmilch nur Fieber hat. Die Idee, die dahintersteht, ist gesund», sagt Franz Wüest, Geschäftsführer der RegioHER, des zuständigen Gemeindeverbandes für regionale Entwicklung.
Nicht zuletzt ist es auch für die Gemeinde sehr wichtig, dass die Napfmilch AG weiter bestehen kann. Das einzigartige Projekt hat die Gemeinde schweizweit bekannt gemacht und ihr ein neuzeitliches Image verliehen.
Wenn die Produktion der Napfmilch AG trotz allen Anstrengungen eingestellt werden müsste, so würde die Genossenschaft ZMP (Zentralschweizer Milchproduzenten) die Abnahme der Napfmilch sichern.