Seine Wurzeln erreichten die Herzen

Voller Herzlichkeit und Wärme verabschiedeten sich am Bettag die Hergiswilerinnen und Hergiswiler nach acht Jahren von ihrem beliebten Pfarrer. Der Abschied fiel Pfarrer Valo Hocher und den Pfarreiangehörigen nicht leicht.

Peter Helfenstein

Mit den festlichen Klängen eines Bläserquartetts zog Pfarrer Valo Hocher – für einmal ohne Stola — in die geschmückte Pfarrkirche ein. «Am Bettag, der in Hergiswil mit dem Erntedank verbunden ist», so Pfarreiratspräsidentin Lisbeth Wiprächtiger in ihrem Begrüssungswort, «danken wir Pfarrer Valo Hocher dafür, dass er während acht Jahren die Pfarrei in Freud und Leid begleitet hat.» Als Dank und Geschenk des Pfarreirates legte sie ihm eine neue Stola über. Mit symbolischen Gegenständen und passenden Worten wurden seine Offenheit, Spontaneität, Herzlichkeit, lebendigen Gottesdienste, grosse Gastfreundschaft und Einfachheit dargestellt.
Nach über 40 Jahren beruflicher Belastung spüre er, wie die Natur, das Bedürfnis nach einer Brachzeit, sagte Valo Hocher in seiner Predigt. «Es ist eure und meine Pfarrei gewesen, die mir anvertraut war. Wir durften unendlich viel Schönes miteinander erleben: Taufen, Feste mit Kindern, Hochzeiten. Wir mussten aber auch manch Schweres miteinander tragen: Krankheit und Tod», sagte Hocher. Er leide darunter, dass es Sachen gebe, die weder bei den Pfarreiangehörigen noch bei ihm in Erfüllung gegangen seien. «Viele unter ihnen sind mit mir zu kurz gekommen und sind von mir zu Recht enttäuscht. Mir selber tut das leid.»
Er erinnere sich noch gut, dass sein erstes Jahr in Hergiswil hart für ihn gewesen sei. «Aber bald fand ich mehr Halt, habe meine Wurzeln tiefer in die wunderbare Napflandschaft und in die Herzen der Menschen hineingesenkt», sagte Hocher mit bewegter Stimme.

Offener Geist, Toleranz und Geduld
Er habe in der Pfarrei Hergiswil viel Sympathie, Zuneigung und Freundschaft spüren dürfen und habe sich von vielen Frauen und Männern, Kindern und Jugendlichen getragen gefühlt, fuhr er fort. Valo Hocher wünschte seinen Pfarreiangehörigen all das, was sie ihm geschenkt haben: Einen offenen Geist füreinander, Toleranz und Geduld.
«Tragt Sorge zueinander und habt Vertrauen in eure eigenen Kräfte und in den guten Willen und die Begabungen aller Menschen.» Und weiter: «Gestaltet das Pfarreileben aktiv mit, nehmt es in die eigenen Hände, denkt mit und packt an, damit diese Pfarrei lebendig und mit ihren Freuden und Sorgen bleibt.»

Pfarrer Valo Hocher erhebt das Brot Christi und lädt zur Kommunion ein.

Pfarrer Valo Hocher erhebt das Brot Christi und lädt zur Kommunion ein.

Bild Peter Helfenstein

Tunika als Geschenk
Im Anschluss an den Gottesdienst, der vom Kirchenchor und einem Bläserquartett musikalisch mitgestaltet wurde, richtete Kirchenratspräsident Oskar Schärli einige Worte an die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes. Dabei unterstrichen zwei Frauen des Frauenvereins mit einem Rollenspiel seine Worte. Schärli sagte, dass sich die anfänglichen Zweifel am Pfarrer mit Hund und Stiefeln bald legten. Valo Hocher habe mit seiner lockeren und aufgestellten Art die manchmal verschlossenen Hergiswiler Herzen relativ bald erobert. Innerhalb des Kirchen- und Pfarreirates sowie im Vorstand des Frauenvereins seien seine Argumente immer hoch gewichtet worden. Unvergessen würden die Tiergottesdienste, die Familiengottesdienste an Weihnachten sowie die Weissen Sonntage und Firmungen bleiben. Die wöchentlichen Gottesdienste im «St. Johann» bei den älteren Menschen hätten Valo Hocher mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Es sei ihm gelungen, eine stattliche Anzahl junger Hergiswilerinnen und Hergiswilern dazu zu bewegen, in der Pfarrei mitzumachen, sei es in der «Chlichenderfiir», «Sonntigsfiir», Liturgiegruppe sowie im Pfarrei- und Kirchenrat. Damit Valo Hocher immer wieder an seine schöne Zeit in Hergiswil erinnert wird, schenkten ihm der Kirchen- und Pfarreirat sowie der Frauenverein eine neue Tunika. Anschliessend sang der Kirchenchor nach der Melodie «Sing mit mir ein Halleluja» ein auf Valo Hocher getextetes Lob- und Danklied.
Abschliessend lud Pfarrer Valo Hocher alle zum Apéro ein. Er freue sich, mit vielen Leuten zu sprechen. Dass er sich gerne wieder einmal nach Hergiswil einladen lasse, wurde mit einem tosenden und lang anhaltenden Beifall quittiert. Tanzend verliessen Pfarrer Valo Hocher und die diesjährigen Erstkommunionkinder die Pfarrkirche.

Weltliche Abschiedsfeier
Zum Mittagessen ins Gasthaus Kreuz lud der Kirchenrat den Menzberger Pfarrer Leo Senn, den reformierten Pfarrer Rolf Zaugg aus Willisau, eine Gemeinderatsdelegation, Maria Hocher, die Schwester von Valo Hocher, den Pfarreiratsvorstand, je eine Zweierdelegation des Frauenvereins und des Kirchenchors, die Sakristane, die Sekretärinnen und Katechetinnen sowie die Organistin ein.

Reden und Geschenke
Pfarrer Valo Hocher wurde nach dem Mittagessen reichlich beschenkt und durfte verschiedene Reden anhören. Den Reigen eröffnete Denise Rölli, Präsidentin des Kirchenchors. Sie überreichte dem Pfarrer Kinogutscheine und sagte dazu: «So wie das Kino vielseitig ist, so soll dir der Hergiswiler Kirchenchor als vielseitig in Erinnerung bleiben.»
Vom Kirchen- und Pfarreirat sowie Frauenverein bekam er symbolische Gegenstände, die jeweils an ein Ereignis aus der Hergiswiler Zeit von Valo Hocher erinnerten. Besonders fasziniert war er vom letzten Geschenk, welches er auspacken durfte: Ein Fotobuch mit wunderbaren Bildern, die sein Wirken in Hergiswil illustrierten.
In der humorvollen Lobrede von Gemeindepräsident Beat Thalmann hob er die stets guten Beziehungen zwischen Pfarrer, Kirch- und Einwohnergemeinde hervor. Der Gemeinderat schenkte Valo Hocher ein modernes Bild mit dem Titel «Lichtblicke». Die warmen orangen und roten Farbtöne würden zu Valo Hocher als Mensch passen, sagte Thalmann. Und fügte an: «Ein herzlicher und liebevoller Pfarrer, der viel Wärme ausstrahlt.» Der Menzberger Pfarrer Leo Senn erzählte Reminiszenzen über die drei Hergiswiler Pfarrer, die er erlebt hat. Wie beliebt Pfarrer Valo Hocher war, zeigte der Überraschungsbesuch von Hans Bannwart, einem Mitglied der Wohngruppe Zuberhus. Dieser wünschte Valo Hocher viel Glück, Segen und Gesundheit am neuen Ort.

Kochen und wandern
Pfarrer Rolf Zaugg schloss den Reigen der Ansprachen. Es habe ihm Freude bereitet, mit Valo Hocher ökumenische Gottesdienste und eine Vortragsreihe durchzuführen. Weil Hocher von sich behaupte, er könne nicht kochen, habe er ihm ein dreisprachiges Kochbuch aus der Vierwaldstättersee-Region mitgebracht, damit er seine künftige, eher gehobene Kundschaft, die aus einem südafrikanischen Konzern kommen werde, verwöhnen könne. Da Valo Hocher nicht nur kochen und arbeiten wolle, habe er ihm noch einen speziellen Wanderführer mitgebracht. Dieser enthalte Anregungen, damit Valo Lust bekomme, mit oder ohne Hund, allein oder mit Freunden, andere Gegenden zu erkunden. In Namen der Schule dankte Lucia Zwimpfer Valo Hocher für den guten Draht, den er zu den Schülerinnen und Schülern hatte.

«Springe gerne einmal ein»
Zum Schluss dankte Kirchenratspräsident Oskar Schärli allen, die zum lockeren und gemütlichen Nachmittag beigetragen haben. Hocher meinte, dass er es mit den Hergiswilern gut hatte und gerne hier gewesen sei. Das Weggehen sei für ihn trotz allem ein schmerzlicher Prozess, den er sich so nicht vorgestellt habe. Die vielen Geschenke hätten ihn tief bewegt, er nehme sie gerne an, weil sie ihm grosse Freude bereiten. Da er als Pensionierter vermehrt verfügbar sei, werde er in der Not gerne einen Gottesdienst in Hergiswil feiern. Zum Schluss sagte Valo Hocher: «Ich danke für den wunderbaren Tag, der mir den Abschied fast schwerer als leichter macht.»

Lob und Dank zum Abschied von Valo Hocher

Refr.: Sengid met es Halleluja, sengid met es Dankeschön, denn im Danke do liit Säge, ond der danke, das wei mer!

  1. Üses Dorf met der ond Hond, das esch üs so ganz vertrout, doch das esch jetz haut de glii verbii.
  2. Du hesch gschänkt üs dini Ziit, sigs met Wort ond au bim Wii, dini Wetzli send do ou debii!
  3. Fröid ha, juchze, truurig si, üsne Mönsche ganz noch si, das hesch du verstande super guet!
  4. I de Chele jedes Fäscht, metgmacht hei mer alli fescht, Jong ond Alt vergässes secher nie.
  5. Wenn mer gsonge hei zor Fröid, ond du gseid hesch, s’chond scho guet. Hei mer gspört, du schetzisch öise Gsang!
  6. S Halleluja hesch du gliebt, mer hei chräftig deför güebt, dass es tönt hed wie bim Profichor!
  7. Gniess in Zuekonft dini Rueh, gang i d’Stadt ond of de See, dänk doch glich e chli a öis debi!

Text: Denise Rölli und Vorstandskolleginnen

Hinweis: Das Lied kann hier gehört werden.