Geburtstagsbesuch bei der ältesten Bürgerin Hergiswils

Einen ganz speziellen Besuch tätigte der Gemeinderat Hergiswil am Freitag, 11. August. Sofie Kunz-Albisser durfte als älteste Bürgerin Hergiswils im St. Johann ihren 100. Geburtstag feiern.

Peter Helfenstein

Die noch rüstige Frau freute sich über den Geburtstagsbesuch des Gemeinderates. Aus den Händen von Gemeindeammann Walter Grüter durfte sie ein Blumenarrangement entgegennehmen. Gemeindepräsident Beat Thalmann überbrachte Sofie Kunz Grüsse und Gratulation im Namen der Gemeinde und des Gemeinderates zu diesem aussergewöhnlichen Tag.

«Drei Weltkriege überlebt»
Bei seiner Tischrede hielt Beat Thalmann Rückblick auf das lange Leben von Sofie Kunz. Sie erblickte in der Tannen als zweitältestes von acht Kindern das Licht der Welt. 1933 heiratete sie Julius Kunz. Das junge Ehepaar wohnte nun im 1911 vom Vater erstandenen Tannenhüsli und führte bis 1944 den Bauernbetrieb. Wegen der Heirat von Fredy Albisser, einem Bruder von Sofie Kunz, zog die Familie in die Luegmatt, wo ihre jüngste Tochter geboren wurde. Ihr Mann arbeitete fortan bei Gemeindeammann Kunz als Melker. Nach dem Kauf des Kurzhubels zog die Familie mit ihren vier Töchtern, zwei Söhnen und einer Pflegetochter im März 1946 in ihr neues Heim ein. Weil ihr Mann, der «Chuenz Juli», Kundenmetzger war, musste sie die Arbeit in Feld, Stall und Familie verrichten, wenn ihr Mann nicht zu Hause war. 1966 folgte dann der Umzug ins Waldheim, weil der junge Juli den Hof übernahm. Als der Gemeindepräsident sagte, die Jubilarin habe zwei Weltkriege überlebt, korrigierte sie schlagfertig: «Nein, drei!» Was Sofie Kunz damit sagen wollte, bleibt dem Leser überlassen.

Für einmal keine Steuern bezahlen
Leider seien die Augen und das Gehör der Jubliarin im Alter müde geworden, so dass es ihr schwer falle, einen Jass zu klopfen. Der Geist hingegen sei noch immer hellwach. Sie ist auf dem Laufenden, was in der Familie, im Dorf und auf der ganzen Welt so passiert. Laut Beat Thalmann galt Sofie Kunz immer als «Chrampferin» und sparsame Frau. Zum Thema «Sparsamkeit» meinte die Jubilarin, dass sie bei Lehrer Pfäffli rechnen gelernt habe - ohne Rechenmaschinen und Computer.
Zu einem Geburtstagsbesuch gehöre auch ein Geschenk, sagte Thalmann. «Aber was soll man einer Hundertjährigen schenken, die sparsam und im St. Johann gut versorgt ist?», fragte er. Sofie Kunz habe anlässlich des Besuches des Gemeinderates an ihrem 95. Geburtstag gejammert und gesagt, wie teuer es im St. Johann sei. Und dann müsse sie noch Steuern bezahlen! Da hätte sich der Gemeinderat gesagt, das schönste Geschenk für Sofie Kunz sei wohl, wenn sie für ein Jahr keine Steuern bezahlen müsse. Mit Freude nahm die Jubilarin deshalb statt des obligaten Geschenkkorbes eine Gutschrift für die Steuern 2007 aus der Hand von Beat Thalmann entgegen.

Beat Thalmann überreicht der Jubilarin die Steuergutschrift

Gemeindepräsident Beat Thalmann überreicht der hundertjährigen Sofie Kunz-Albisser die Steuergutschrift.

Bild Peter Helfenstein

Beim anschliessenden gemütlichen Zusammensein kamen irgendwann auch die fast legendären Worte «Dä do obe het mech doch vergässe» über die Lippen der Jubilarin. Später verabschiedete man sich mit dem Versprechen, der Jubilarin auch beim 101. Geburtstag eine Aufwartung zu machen.