Sie hat ein goldenes Herz für Tiere

Die Tierfreundin aus Hergiswil hat in ihrem Tier-Asyl Hübeli mehr als 100 Tieren, die eine traurige Vergangenheit hinter sich haben, Schutz und eine neue Heimat geschenkt. Dafür wurde sie mit «dem goldenen Herz für Tiere» geehrt.

Peter Helfenstein

Rita Tubbs ist die erste Schweizer Preisträgerin des «Goldenen Herz für Tiere» (siehe Kasten). Sie sagt, dass sie von Kind an ein grosser Tierfreund ist. Beim Sonntagsspaziergang mit der Familie sei sie dauernd irgendwo in einem Stall oder bei einem Büsi verschwunden. Es sei schon immer ihr grosser Wunsch gewesen, mit und für die Tiere zu leben. Diesen Wunsch habe sie sich in den letzten zwanzig Jahren erfüllt.

Alles begann mit einem Eselchen
Das Abenteuer Tier-Asyl begann vor über zwanzig Jahren auf einem gemieteten, ehemaligen Bauernhof in Mehlsecken. Sie hatte selber ein Eselchen, trat einem Eselverein bei und nahm dann verschiedene Notfälle von Verzicht-Eselchen auf, die plötzlich weg mussten. So sprach sich herum, dass sie eine grosse Tierfreundin sei, bei der man Tiere abgeben könne, die man nicht mehr wolle.
Die Ursache, warum es Menschen gibt, die Tiere verstossen, sieht sie in der Schnelllebigkeit der heutigen Wegwerfgesellschaft. Man werfe nicht nur Ware weg, sondern eben auch Tiere. Wenn das zum Geburtstag geschenkt erhaltene kleine Tier eines Tages ein grosser Hund oder ein grosses Büsi wird, erlischt die Freude der Kinder an ihrem Tier. Vielfach überlegen sich die Menschen beim Anschaffen eines Tieres zu wenig, denn die Haltung eines Tieres ist mit grossem Zeitaufwand, Kosten und Organisationsproblemen verbunden.

Tierschutz sollte nicht nötig sein
Wichtig ist der Tierschützerin, dass der Mensch Respekt vor allen Lebewesen auf unserem Planeten hat und sie liebt. Für sie haben Pflanzen, Tiere und der Mensch alle den gleichen Stellenwert. Es gibt nichts, das über dem anderen steht. Eigentlich bräuchte der Mensch gar keinen Tierschutz, Artenschutz, Gewässerschutz, kein Schutzalter für Kinder, wenn er sich innerlich verändern würde und eine gute Beziehung zur Schöpfung hätte. Sie ist überzeugt, dass sich alle Lebewesen nach dem Erdendasein wieder begegnen. Obwohl sie sich sehr an ihrem Preis freue, sei dieser vergänglich. Irgendeinmal müsse der Mensch alles zurücklassen, die inneren Werte aber bleiben.
«Ich bin immer in Kontakt mit der geistigen Welt und spreche sehr viel mit den Engeln und fühle mich getragen von diesen guten, hellen Wesen unseres Schöpfers. Das hilft mir, die viele Arbeit für meine Tiere zu bewältigen.»

Schicksalsschlägen getrotzt
Mit einer Geschichte aus dem Tier-Asyl Hübeli, Hinter-Näspel, in Hergiswil gewann Rita Tubbs den Preis für die Schweiz. Darin erzählt sie ein Hundeschicksal. Doch die Tierfreundin könnte über jedes Tier, das sie aufnimmt, eine Geschichte schreiben. So zum Beispiel über den Strassenhund «Quando» aus Spanien, den 19-jährigen Pudelmischling «Jacky», das Pony «Dino», ein verwildertes Büsi, welches mit einer Falle eingefangen werden musste oder einen verwöhnten Esel.
Nebst dieser eingesandten Geschichte war für die Jury mitausschlaggebend, dass Rita Tubbs vom Schicksal schon oft hart getroffen wurde. 1995 etwa, als der Hof in Mehlsecken in Flammen stand. Sie wollte alle Tiere retten, doch ein Hund und eine Katze kamen im Feuer ums Leben. «Aber es musste weitergehen.» Sie fand in Hergiswil einen neuen Hof. Dann der nächste Schicksalsschlag: Ein Erdrutsch schnitt den Hof von der Aussenwelt ab. Trotzdem: «Irgendwie habe ich es immer geschafft», sagt Rita Tubbs glücklich. Sie hofft, dass ihr Lebenswerk weitergeführt wird — vielleicht mit Hilfe von Gut Aiderbichl...

Praktikantin gesucht
Weil Hühner, Katzen, Hunde, Schweine, Ziegen, Schafe, Esel, Pferde und viele andere Tiere im Tier-Asyl alle Plätze besetzt haben, nimmt Rita Tubbs im Moment keine zusätzlichen Tiere auf. Neben der Pflege der Tiere ist Rita Tubbs auch mit Büroarbeiten beschäftigt. Es gilt, Bettelbriefe und Dankesbriefe zu schreiben.
Unterstützt wird die 66-Jährige von ihrem Mann. Für den Sommer sucht sie dringend eine Praktikantin. Sie kann sich eine schulentlassene Person vorstellen, die noch keine Lehrstelle gefunden hat.
Obwohl sie keinen Lohn geben könne, werde eine Praktikantin von den Tieren entschädigt, die ihr viel Befriedigung geben. Schon oft sei ein Praktikumseinsatz bei ihr in Hergsiwil ein Sprungbrett für die Zukunft junger Menschen gewesen.
Viele Praktikantinnen hätten nach dem Praktikum eine Lehrstelle gefunden. Rita Tubbs ist aber auch froh um jede Person, die ihr gelegentlich bei der Arbeit hilft.

Rita Tubbs flankiert von der 10-jährigen Stute Amy (links) und dem 11-jährigen Wallach Peppys

Rita Tubbs flankiert von der 10-jährigen Stute Amy (links) und dem 11-jährigen Wallach Peppys.

Bild Peter Helfenstein

Preisträgerin Rita Tubbs war im Fernsehen

Im Rahmen der grosse TV-Show «Gut Aiderbichl - das goldene Herz für Tiere», einer Koproduktion von ORF, Bayrischer Rundfunk und Schweizer Fernsehen, wurde erstmals an je eine Person aus Deutschland, Österreich und der Schweiz das «Goldene Herz für Tiere» verliehen. Es ist eine Auszeichnung für eine herausragende tierschützerische Leistung.
Aus Hunderten von eingesandten Tiergeschichten haben drei Juryteams die glücklichen Gewinner ermittelt. Erste Schweizer Preisträgerin ist Rita Tubbs aus Hergiswil. Ihr Preis ist mit 7500 Franken dotiert und stellt gleichzeitig eine symbolische Geste dar, die auch andere Menschen ermutigen soll, Tieren zu helfen. Die Preisverleihung wurde auf dem von Michael Aufhauser — dem wohl bekanntesten Tierschützer Österreichs — aufgebauten Gut Aiderbichl aufgezeichnet, das mehr als 700 geretteten Tieren in der Nähe von Salzburg ein paradiesisches Exil bietet.
Die grosse TV-Show «Gut Aiderbichl - das goldene Herz für Tiere» wurde mit viel Volksmusik und Prominenz am Pfingstsamstag, 26. Mai auf SF 1 und im Bayrischen Rundfunk ausgestrahlt. phe.