Die Gruppe Tourismus und das Café Thalmann laden wiederum zu einem sagenhaften Abend ein. Die Gäste werden mit literarischer und kulinarischer Kost verwöhnt.
Peter Helfenstein
Nach einem Hexendrink werden die Besucherinnen und Besucher von zwei Kräuterfeen an die wunderbar dekorierten Tische «Bibernussbaum», «Joggalisepp», «St. Joderkäppeli», «Enziloch», «Tüfels Ofeloch» oder «Chaschtele» begleitet. Deren Namen finden sich in den erzählten Sagen und Legenden wieder. Bald stimmen Schwyzerörgliklänge auf die erste Sage ein. Es wird mäuschenstill, wenn Maria Kunz erklärt, sie hätte die Sagen und Legenden von Seppi a de Wegere, Josef Bucher aus Grossdietwil, Max Riedler aus dem Menzberger Buch und ihren Vorfahren übernommen.
Grenzfall zwischen Dichtung und Wahrheit
«Sagen sind ein Grenzfall zwischen Wahrheit und Dichtung, gemischt mit Aberglauben und religiösem Wissen, umgeben von viel Geheimnisvollem. Gottlob kann auch der gescheiteste Kopf unserer aufgeklärten Zeit den Sinngehalt einer Sage nie und nimmer ganz deuten», sagte die begnadete Sagenerzählerin Maria Kunz.
Sie erzählt heuer Sagen und Legenden, die ihre Wurzeln im Luzerner Hinterland haben. Die Zuhörer erfahren beispielsweise, warum auf St. Joder und Bösegg eine Kapelle steht oder warum es am Karfreitag auf der Burg Kastelen sehr gefährlich ist und dort schon mancher junge Mann seine Habgier mit seinem Leben bezahlt habe. Weitere Schauplätze sind das Enziloch, Romoos, Menzberg und Luthern. Bei vielen Geschichten läuft es einem kalt den Rücken hinunter, und man erholt sich gerne bei der nächsten Speise, die aufgetischt wird.
Maria Kunz zieht mit ihren Erzählungen das Publikum in ihren Bann.
Bild Peter Helfenstein
4-Gang-Überraschungsmenü
Die mit grossem Können vorgetragenen Erzählungen von Maria Kunz und das feine 4-Gang-Menü wechseln einander locker ab. Für die Menüzusammenstellung liess sich die Köchin Martha Thalmann von den erzählten Sagen und Legenden inspirieren.
Maria Kunz schlägt jeweils vom Ohrenschmaus gekonnt einen Bogen zum anschliessenden Gaumenschmaus. Für Diskussionsstoff bei den Gästen sorgte die Zusammensetzung des feinen «Waldbrudersüppli». Hat es wohl Kürbis drin oder nicht, sind es wirklich Pilze oder eine andere Zutat? Da liegt dann halt auf dem Salat ein gekrümmter Weissdornstecken, von dem just davor in der Sage vom «Joggalisepp vom Hinderhonig» berichtet wurde. Und die Schuhsohlen in der Geschichte «S Tüfels Ofeloch» tauchen auf dem grossen Dessertteller auf.
Kleines Geschenk aus dem Kräuterdorf
Am Schluss ihrer Sagenerzählungen trägt Maria Kunz den von ihr geschriebenen «Sagevärs» vor. Dieses Gedicht ermahnt alle, sich auf das Wesentliche zu besinnen und auf die innere Stimme zu hören, denn dann sei es möglich, Urkräfte zu tanken, damit man den Weg bei Nacht und Nebel finde und das «Bördeli» wieder leichter trage. Beglückt von den Eindrücken des Abends verabschiedeten sich die Besucher von den Kräuterfeen, nicht ohne von ihnen ein kleines Geschenk in die Hand gedrückt zu bekommen.
Weitere Veranstaltungen jeden Donnerstag und Freitag bis Ende November, jeweils um 19.30 Uhr. Kosten: 45 Franken (ohne Getränke). Reservation unter Telefon 041 979 01 47. Es werden auch Nachtessen mit der Sagenerzählerin für Gruppen, Vereine und Firmen mit mindestens zwanzig Personen angeboten.