In ihrem WK übte die Vet Kp 3A in Hergiswil und Luthern die Seuchenbekämpfung. In einer Zeit, da die Vogelgrippe in aller Munde ist, ein sehr aktuelles Thema. Hoffentlich bleibt‘s beim Üben.
Peter Helfenstein
Vom 31. Oktober bis 18. November befand sich die Veterinär Kompanie 3A im WK in Hergiswil. Es wurden an verschiedenen Standorten in der Region diverse Einsätze (Traintransport zu Gunsten von kommunalen und privaten Körperschaften sowie Übungen zur Seuchenbekämpfung) durchgeführt. Rund ein Fünftel der rund 120 Eingeteilten waren Frauen, die genau die gleichen Arbeiten zu erledigen hatten wie ihre männlichen Kollegen.
Der Leistungsauftrag des Veterinärs in der ArmeeDie Veterinärsoldaten und Veterinärärzte werden im Falle einer Tierseuche zur Absperrung, Reinigung und Desinfektion auf einem Schadenplatz eingesetzt. Sie unterstützen die zivilen Behörden (Feuerwehr, Polizei und Zivilschutz) bei der Kadaverentsorgung, Reinigung und Desinfektion von Landwirtschaftsbetrieben sowie bei seuchenpolizeilichen Absperrmassnahmen. Seuchenbekämpfung wird in jedem WK geübt.
Maul- und KlauenseucheSimulierte Schadenplätze in Hergiswil waren die Landwirtschaftsbetriebe von Hans Grüter, Mühle und Urs Kiener, Vorder-Berkenbühl. Diese wurden in eine äussere Absperr- sowie eine Kernzone eingeteilt. Zur Information wurde ein Kroki (Lageplan) erstellt. Das Betreten durch Personen oder das Befahren mit Fahrzeugen der Absperrzone war nur über die entsprechenden Schleusen (mit Natronlauge getränktes Sägemehl) möglich. Die Kernzone durfte nur im Tenü gelb über die Stiefeldesinfektionsschleusen mit Natronlauge betreten werden. Im Ernstfall würde die Bevölkerung mit gelben Seuchenplakaten, roten Infoplakaten und rotweissem Tressierband auf die Gefahr aufmerksam gemacht, und die Absperrzone würde rund um die Uhr von patrouillierenden Soldaten bewacht, um zu verhindern, dass Zivilpersonen den Schadenplatz betreten könnten. Die Bauernfamilie würde vom Hof weggebracht und psychologisch betreut werden.
Bei der Erkrankung durch die Maul- und Klauenseuche werden die Tiere ohne Blutung getötet, das heisst mit einer Spritze. Die Kadaver werden anschliessend abtransportiert und verbrannt. Es erfolgt die Vordesinfektion mit einer Sodalösung, welche eigentlich ein Schmutzlöser ist. Dann wird der Stall mit dem Hochdruckreiniger gereinigt. Mit Bürsten wird die hinterste und letzte Stelle abgeriebelt bis alles «clean» ist. Mit den modernen Desinfektionsmitteln Virkon S oder Weladyn wird der Stall zum Schluss desinfiziert, damit die Viren keine Chance mehr haben.
Pause nach harter Arbeit muss sein. Berta Kiener offeriert den fleissigen Soldaten einen heissen Kafi-Luz
Der ebenfalls verseuchten Jauche müsste man Kalk beigeben, damit sich Klumpen bilden und sie abtransportiert und verbrannt werden könnte. Das gleiche Schicksal erfährt der Miststock. Der Boden, auf dem der Miststock stand, würde in eine Tiefe von 50 cm abgetragen und diese Erde würde ebenfalls der Verbrennung zugeführt. Holzinstallationen würden demontiert und ebenfalls verbrannt. Selbst die Kleider, welche die Soldaten bei ihrer Arbeit tragen, würden im Ernstfall verbrannt.
Ein besonderes Problem sind die Katzen und Hunde. Sie würden eingefangen, desinfiziert und in die Wohnung gegeben. Tiere, die man nicht ergreifen kann, werden erschossen.
Da der Virus, welcher für die Maul- und Klauenseuche verantwortlich ist, eine etwa dreiwöchige Überlebenschance hat, muss der Bauer nach der Reinigung des Hofes mindestens drei Wochen warten, bis er wieder einstallen darf. In der Praxis dürfte dieser Zeitraum länger dauern.
Im WK dauert eine Stallreinigung ein bis zwei Tage, im Ernstfall kann die ganze Aktion ohne weiteres eine bis zwei Wochen in Anspruch nehmen.
Das Hergiswiler Läbe dankt Oberleutnant Christoph Joss und Wachmeister Christoph Götsch ganz herzlich für die freundliche Aufnahme und die informative Führung durch den Schadenplatz Vorder-Berkenbühl.
Ein Vet Sdt im Tenü gelb reinigt mit Hochdruck den Stall von Albert Alt, Kreuzstiege.
Bilder Peter HelfensteinFotogalerie: Weitere Bilder von der Seuchenbekämpfungsübung auf der Kreuzstiegen finden Sie unter www.peterhelfenstein.ch