Sagenhaftes bei Kerzenlicht

Die Gruppe für Tourismus lässt alte Hergiswiler Sagen und Geschichten aufleben. Im stimmungsvoll dekorierten Café Thalmann gab es einen Ohren- und Gaumenschmaus. Am ersten Abend genossen 19 Gäste ein 4-gängiges Überraschungsmenu und lauschten den Sagen-Erzählungen von Maria Kunz.

Peter Helfenstein

Die Gäste wurden von Kräuterfeen empfangen und an wunderschön dekorierte Tische mit den Namen Sträggele, Türscht, Mühlichäppeli, Heidewybli oder Goldige Wage begleitet. Im Raum begegnete man auf Schritt und Tritt Hexen, Zwergen, Zauberern und Kobolden. Schwarze Tücher, Efeu und dergleichen sorgten für eine geheimnisvolle Ambiance.

Sagenhaftes Nachtessen

Zur Einstimmung wurde ein Apéro serviert - ein Zaubertrank, zusammengesetzt aus Weisswein und Goldmelissensirup. Dazu gab es ein von Martha Thalmann gespendetes Häppchen. Für das abwechslungsreiche «Sage-Znacht», hervorragend zubereitet von Martha Thalmann, wurden viele Produkte aus Hergiswil verwendet. So zeigte sich zum Beispiel in der Suppe, dass das frühere Goldsuecherdorf mit dem heutigen Kräuterdorf sozusagen verheiratet ist, denn in der Bouillon schwammen Napfgold-Chlömpli und einheimische Kräuter.

Maria Kunz erzählte Sagen

Nach der Vorspeise wurde es mäuschenstill. Maria Kunz erklärte einleitend, dass Sagen ein Grenzfall zwischen Wahrheit und Dichtung, gemischt mit Aberglauben und religiösem Wissen, umgeben von Geheimnisvollem, seien. Zum Glück könne der klügste Kopf von heute eine Sage nie und nimmer vollständig deuten. Die Geschichten aus dem Hinterland habe sie zum Teil von Josef Bucher, Grossdietwil, von Seppi a de Wegere und von ihren Vorfahren übernommen.

Bei Kerzenlicht wurden die Geschichten mit eindrücklichen Geräuschen untermalt und liessen einen erschaudern. Als Erstes erzählte Maria Kunz von drei Junggesellen, welche auf die Idee kamen, eine Katze zu taufen. Schauplätze der Sagen sind unter anderem die Gmeinalp, das Enziloch, der Riternlochbach, die Höll, das St. Joder und der Unterskapf. Man vernahm, warum das Mühlichäppeli gebaut wurde, warum die Heidewybli, die Frauen der Zwerge, wegen der Vorenthaltung ihrer Lieblingsspeise plötzlich nicht mehr fleissig bei der Arbeit mithalfen, und warum die vertriebenen, unglücklichen Zwerge im Enzi hausen und die furchtbaren Unwetter loslassen. Einige Geschichten erzählten nicht nur von bösen Geistern, es kamen auch Geister vor, die es gut mit den Menschen meinen.

Maria Kunz sorgte beim Publikum mit geheimnisvollen Sagen und Geschichten für Hühnerhaut.

Man vernahm, wie der Enziwald gegen wenig Geld vor vielen Jahren an einen geschäftstüchtigen Willisauer ging. Diesen Frevel rächen die Geister im Enzi alle 40 Jahre, indem sie ein Höllenfest veranstalten und die Enziwigger zum Überlaufen bringen. Den Schaden haben die Willisauer. Nicht fehlen durfte die Sage vom Türscht und der Sträggele. Sie trägt zur Klärung bei, warum drei Tage vor Weihnachten noch heute in der Hintersäge die Scheunentore weit offen stehen. Eine andere Sage erzählte, warum auf dem Emmenhorn der goldene Wagen immer noch vergraben ist und «Am Goldi» ein Rad dieses Wagens tief im Boden steckt. An dieser Stelle gab Maria Kunz den Rat, dass es besser sei, das Gold im Herzen zu behalten, und mit einem Schlussvers wünschte sie allen Anwesenden Glück auf den Weg.

Abwechslung mit Sagen und Essen

Das feine Nachtessen von Martha Thalmann und die Erzählungen von Maria Kunz wechselten angenehm ab. Unter den Gästen am ersten Abend war auch Josef Häfliger aus Menznau. Er schrieb und komponierte 1979, als in Hergiswil das Theater «D Goldsuecher am Napf» im alten Löwen über die Bühne ging, das Lied «s'Hergiswil im Luzerner Hinterland». Eben mit diesem Lied ging ein erlebnisreicher Abend zu Ende. Die Kräuterfee Jolanda Schütz dankte den Gästen für ihr Kommen, wünschte allen eine gute Heimkehr und hoffte, dass ihnen keine bösen Geister über den Weg laufen.

Kräuterfee Joland Schütz serviert am Tisch «Goldige Wage» einen feinen Dagmerseller Wein.

Bilder Peter Helfenstein